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des Eckhauses der Königs- und Schloßstraße, des neuen Pfarrhauses und des Realschulgebäudes in der Kanzleistraße, bei dem Hause des Directors v. Seyffer in der Lindenstraße (137 württ. Fuß über dem Neckarniveau bei der Brücke zu Canstatt, der höchste Punkt, wo bis jetzt im Stuttgarter Thal der Kalktuff gefunden wurde) stieß man auf schwächere Bänke des Kalktuffs und ebenso früher (1821) bei Bauten in der Tübinger Vorstadt. 1

Die Grenzen dieser Kalktuffablagerung im Stuttgarter Thal zeigen eine merkwürdige Übereinstimmung des Niveau mit den mächtigeren Kalktuff-Ablagerungen im Canstatter Thal, wo dieselben in zahlreichen Steinbrüchen zu Bausteinen ausgebeutet werden. Diese liegen: auf dem rechten Neckarufer von der Halbscheid des Weges zwischen Untertürkheim und Canstatt an bis unterhalb des Sulzrains; der Eisenbahneinschnitt unmittelbar oberhalb Canstatt hat eine Bank dieser Ablagerung durchschnitten; auf dem linken Neckarufer am Abhang und Fuß des Rosensteinhügels von dessen östlicher Ecke an bis zum Theater, dann von der sogenannten „Todtenstaig“ (Weg zum Canstatter Friedhof) an über das ganze Altenburger Feld bis unterhalb des Pfarrdorfs Münster, und zwar hier in einer Höhe von etwa 60–80′ über dem jetzigen Neckarspiegel bei der Canstatter Brücke. Diese Übereinstimmung des Niveau in Verbindung mit der bei der Berger Spinnerei und in dem landwirthschaftlichen Garten gelungenen Erbohrung von Mineralwasser des gleichen, nur in den Verhältnissen abweichenden Mineralgehalts, wie die Berger und Canstatter Quellen, sowie mit dem erwähnten Anspringen eines schwachen Sauerwassers bei dem Orangeriegebäude und mit der stellenweisen Durchdringung des Diluvial-Lehms und Diluvial-Schutts mit Kalktuff – sind Erscheinungen, welche die Vermuthung begründen, daß in den Zeiten der Ablagerung dieser Kalktuffbänke das Canstatter und theilweise das Stuttgarter Thalbecken bis zu dem Niveau dieser Tuffbänke oder noch über dasselbe hinaus, einen zusammenhängenden See gebildet haben, bis das Wasser des letzteren den noch heutzutage der Spur nach vorhandenen, unterhalb Münster das Neckarbett durchsetzenden, unter einem Winkel von etwa 15–20° flußaufwärts aufgerichteten Muschelkalkdamm nach und nach durchbrochen hatte. Der durch dieses Seeniveau gesteigerte hydrostatische Druck nöthigte somit die, heutzutage in der Thalsohle bei Canstatt und Berg zu Tage kommenden, reichen Sauerwasserquellen, ihren Ausbruch in höherem Niveau an den Ufern des See’s und somit bis in die angegebenen Erstreckungen seitwärts und aufwärts in dem Canstatter und Stuttgarter Thal zu suchen. Hier mußten sich nun, wie dies noch heutzutage bei den Berger und Canstatter

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0038.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)