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und Schutt zu durchsetzen, dem er hier stellenweise als Bindemittel zu einer ziemlich festen Masse dient. Von Berg her, wo der Kalktuff im Bette des Nesenbachs zu Tage ansteht und von der östlichen Ecke des Rosensteinhügels bis zum Fuß der, die Kirche zu Berg tragenden Anhöhe sich erstreckt, zieht sich auf dem rechten Ufer des Nesenbachs bis zu dem Königsbad herauf eine ziemlich mächtige Ablagerung dieses Kalktuffs mit Incrustationen von Sumpf- und anderen Wasser-Pflanzen und Einschlüssen von Land- und Süßwasser-Schalthieren, wie sie die Schichten der Canstatter Tuffsteinbrüche aufweisen. Diese Ablagerung bildet dort den Untergrund der Dammerde, und wurde in früheren Zeiten und noch zu Anfang dieses Jahrhunderts auf eine Schichte gelblichen Kalksandes zwischen den Tuffsteinschichten (wie solcher zu Canstatt gleichfalls vorkommt), ausgebeutet, indem dieser Kalksand, und sogar der zerklopfte Kalktuff selbst, statt des Quarzsandes als Beisatz zum Mörtel für Bauten angewendet wurde, woher auch der Name dieser Gewanne „Sandäcker“ seinen Ursprung haben mag. In diesen „Sandgruben“ fanden sich, außer den schon erwähnten organischen Resten, auch fossile Knochen und Zähne, z. B. vom Mammuth, Pferd, Rind etc., wie sie in dieser Formation zu Canstatt gleichfalls vorkommen; doch fehlen hierüber nähere Angaben; die paläontologischen Forschungen begannen erst in späterer Zeit und seit Jahrzehnten sind die „Sandäcker“ ihrer landwirthschaftlichen Bestimmung zurückgegeben. In nesterartigen Höhlungen dieser Tuffbänke soll sich stellenweise ein dunkler Eisen- und Braunsteinmulm gefunden haben, wie dieses Mineral auch zu Canstatt vorkommt. Bei den oben erwähnten Bohrungen der artesischen Brunnen bei der Berger Baumwollspinnerei wurde diese Mineralwasser-Ablagerung zunächst unter der Dammerde durchsunken, ebenso bei Erbauung des „Königsbades“ und bei den oben erwähnten Bohrversuchen des Besitzers desselben, sowie bei dem neueren Bohrversuch in dem landwirthschaftlichen Versuchsgarten. Von hier aus scheint sich diese Formation weiter auf das linke Ufer des Nesenbachs durch einen Theil des unteren Schloßgartens bis zu dem dortigen Mineralwasserbrunnen zu erstrecken. Einer mächtigen Bank des Mineralwasserkalks bei dem Königl. Orangeriegebäude ist oben gedacht. Bei dem Bau der benachbarten Reiterkaserne stieß man gleichfalls auf Kalktuffablagerungen. Bei Grabung des Kellers unterhalb der Metzler’schen Schriftgießerei in der Calwerstraße vor etwa fünfzehn Jahren stieß man auf eine 8–10′ mächtige, von starken Incrustationen von Arogonit durchsetzte Kalktuffbank, mit eingeschlossenen Backenzähnen vom Pferde u. a. Bei dem Bau des „Bazargebäudes“ und des neuen „Kanzleigebäudes“ in der Königsstraße,

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0037.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)