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bei Münster, sowie bei Zuffenhausen zu Tage geht und für Straßenbeschläge ausgebrochen wird, unter die Thalsohle des Stuttgarter Thalbeckens einschieße, scheint aus mehreren der oben erwähnten Bohrversuche hervorzugehen; nur wurden bei Letzteren leider weder die Teufen, noch die Schichtenfolgen beachtet, daher hierüber nichts Näheres, noch Gewisses anzugeben ist.

Eine Spur von dem Vorhandensein der Lettenkohlenformation im Stuttgarter Thalgrunde, dieses merkwürdigen, die eigentliche Steinkohlenformation in kleinerem Maßstabe wiederholenden Grenzgebildes zwischen den Meeresablagerungen des Muschelkalks und den Binnengewässer-Ablagerungen der Keuperformation, zeigte sich mit einem blaugrauen Mergelschiefer, auf welchen man vor etwa fünfzehn Jahren durch Abteufen eines Brunnenschachtes bei der Badeanstalt des Dr. König in der Paulinenstraße am Fuß des Reinsburghügels stieß; die nicht seltenen Einschlüsse von Fischschuppen von der Streifung der, Gyrolepis tenuistriatus Ag. benannten, scheinen dieses Gebilde der Kohlenlette anzureihen, welche schon bei Zuffenhausen als Dach des Muschelkalkes zu Tage ansteht, während eine halbe Stunde weiter nördlich die Lettenkohlenformation mit einer (jedoch nicht bauwürdigen) Lettenkohlenschichte in großer Vollständigkeit ihrer Formationsglieder bei Kornwestheim durch Tagbau auf den dort mächtigen Lettenkohlensandstein aufgeschlossen ist. Letzterer wird als vortreffliches Baumaterial zu Quadersteinen und sogar für plastische Arbeiten angewendet. Die Dannecker’schen Nymphen z. B. in dem oberen Schloßgarten, die Distelbarth’sche Vase auf dem Vorplatz des Kunstgebäudes in der Neckarstraße und die württembergischen Ahnenbilder in dem Chor der Stiftskirche zu Stuttgart sind aus diesem Sandstein gefertigt.

Die untersten Glieder der Keuperformation scheinen sich ziemlich gleichförmig unter der Thalsohle des Stuttgarter Thals zu verbreiten und überall die Sohle der Diluvial-Ablagerungen zu bilden. Wenigstens wurden die oben erwähnten Bohrlöcher an den verschiedenen Stellen des Thalbeckens durchgängig von diesen Formationsgliedern des Keupers aus niedergetrieben.

Die Diluvial-Ablagerungen des Stuttgarter Thals sind folgende: a) Der „Canstatter Süßwasserkalk“ (Kalktuff, Mineralwasserkalk) erstreckt sich stellenweise in der Thalsohle bis in das Weichbild der Stadt herauf, und hat auf der südwestlichen Grenze des letzteren in der Tübinger Vorstadt die Grenze seiner Erstreckung. Er bildet mehr oder weniger mächtige Bänke, wechsellagert mit den übrigen Diluvial-Ablagerungen, und scheint sogar an einigen Punkten, wie z. B. bei der neuen Reiterkaserne, den Diluvial-Lehm

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0036.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)