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das Wasser lieferten, sind schon längst im Interesse der Gesundheitspolizei trocken gelegt und dienen nun als Ablagerungsplätze für den aus der Stadt abgeführten Schutt, durch den sie mehr und mehr ausgefüllt werden. Die Seen lagen an der Nordwestseite der Stadt an der Stelle der jetzt sogenannten Seewiesen; der eine, der große See, hielt nach dem Landbuch von 1624 30 Morgen 11/2 Viertel und wurde „mit 3000 Kärpflein besetzt“, der andere, der obere See, hielt 8 Morgen 5/8 und wurde „mit 100 Kärpflein besetzt“. 1

3. Naturschönheiten[1].

Das Stuttgarter Thalbecken, obgleich von geringer Ausdehnung und eingeschlossener Lage, bietet doch manche natürliche, wie durch Kunst erhöhte Reize dar.

a. Die nächsten Umgebungen.

Nicht mit Unrecht wird die Umgebung der Stadt „ein Garten“ genannt, denn an das Weichbild derselben schließt sich ein breiter Gürtel von Gärten und Gartenanlagen an, der sich, jemehr die „Gärten am Haus“ im Innern der Stadt durch deren Ausbau verschwinden, sowohl an Ausdehnung wie an innerer Steigerung von Jahr zu Jahr vermehrt und bereichert. An die meist zum Gemüsebau dienenden Gärten der Weingärtner schließen sich die zahlreichen, rings um die Stadt angesiedelten „Kunst- und Handelsgärtner“ an. Die „Gartenanlagen“, von den reicheren Einwohnern mit mehr oder weniger Luxus „zum Nutzen und Vergnügen“ angelegt und mit mehr oder weniger Aufwand von architektonischen Ausstattungen an Garten- und Landhäusern versehen, bilden neuerlich eine stets vermehrte Vorpostenkette zu der gedrängteren Häusermasse der Stadt. In manchen Geländen bilden die auf minder sonnigen Flächen angelegten „Baumgüter“ im Frühjahr einen Blüthenwald, und durch die im In- und Auslande berühmten Parkanlagen des Königl. Schloßgartens und der Kronprinzlichen Villa ist der Steigerung, welche der natürlichen Schönheit einer Gegend durch die Kunst gewährt werden kann, die Krone aufgesetzt.

Die sämmtlichen Gehänge der umgebenden Hügel, selbst die mit nördlicher Exposition, sind mit Reben bepflanzt und bilden einen zweiten Gürtel um die Stadt. Wenn derselbe in der schneelosen


  1. Der Reichthum an Naturschönheiten ist dargestellt in J. E. Hartmann, Stuttgarts romantische Umgebungen, mit Karte und 6 Stahlstichen. Stuttg. 1846.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0017.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)