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Anschließend an diese Bohrversuche darf hier noch eines früheren Vorgangs für dieselben gedacht werden. Im Jahr 1810 wurde bei Anlegung des oberen Königl. Schloßgartens für den dort einmündenden Vogelsangbach ein tiefer Canal bei dem jetzigen Königl. Orangeriehaus angelegt und eine dort anstehende, mehrere Fuß mächtige Bank von Kalktuff durchgesprengt. Bei dem Absprengen eines großen Felsstückes von compactem, aragonithaltigem Mineralwasserkalk sprang ein armsdicker Strahl eines reinen, jedoch ziemlich schwachen Sauerwassers in 6′ hohem Bogen an, der jedoch bald an Stärke nachließ und sich noch jetzt in jenen Canal ergießen mag.

g. Seen und Teiche.

Natürliche Wasseransammlungen finden sich nicht in dem Bezirke. Dagegen sind die an der südwestlichen Grenze des Bezirks durch Herzog Christoph angelegten Seen, der Bären- und der Pfaffen-See, wegen ihrer Bestimmung für die schon oben erwähnten Zwecke der Stadt, hier zu erwähnen, obgleich sie dem Bezirke selbst nicht angehören. Der Feuersee bei der Stadt, welcher, wie bereits erwähnt, sein Wasser durch den Christophsstollen aus dem Pfaffensee erhält, und noch weiteren Vorrath von dem Vogelsangthal zugeleitet empfängt, ist ein angelegtes Wasserbassin von 21/2 Morgen Areal, südwestlich von der Stadt, dicht vor dem nunmehrigen Calwer Thor. Der durch seinen Namen bezeichnete Zweck war ursprünglich der, daß durch einen unterirdischen Canal dessen Wasservorrath bei Feuersbrünsten schnell in die tieferen Theile der Stadt gefördert wurde, um durch Anstauen in den Straßen, die deßwegen früher in der Mitte vertieft angelegt waren, das nöthige Löschwasser zu liefern. Diese Bestimmung ist nun durch die seit einigen Jahrzehnden durchgeführte Aufstellung von zahlreichen Röhrenbrunnen mit geräumigen gußeisernen Wasserkästen, so daß solche über alle Straßen der Stadt gleichförmig vertheilt sind, theilweise weggefallen, wie denn der Zweck auch nur unvollkommen erreicht werden konnte, indem das Wasser des Feuersees nur in die tiefer gelegene „innere Stadt“ in dieser Weise geleitet werden konnte. Zum Behuf besserer Vertheilung des Wassers ist nun seit 1833 das oben erwähnte Bassin auf dem Bollwerk, in der oberen Gartenstraße, damals dem höchsten Punkte der Stadt, angelegt worden, in welches der Feuersee sein Wasser durch eine Wasserleitung abgibt, um von hier aus nicht nur auf die Röhrenbrunnen der Stadt das „Seewasser“ zu vertheilen, sondern auch durch unterirdische, in den Hauptstraßen der „oberen Vorstadt“

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0015.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)