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Degerloch ausgenommen, der höchste Ort auf den Fildern; vermöge dieser hohen Lage ist die Luft sehr rein und gesund, übrigens etwas scharf.

Die Kirche steht am Nordostende des Dorfs; das ein halbes Achteck bildende Chor mit Pfeilern und spitzbogigen, gothisch gefüllten Fenstern scheint älter zu sein als das Langhaus, dessen hochgestellte, rechteckige Fenster dem Ende des 16. Jahrhunderts angehören; über der Thüre, durch die man aus der Sacristei auf die Kanzel geht, steht die Jahrszahl 1598 und über dem Haupteingang auf der Nordseite 1588. Der in der Westseite etwas eingelassene, viereckige massive Thurm ist ein schmuckloses Bauwesen, an dem statt der Fenster nur schmale längliche Lichtlöcher angebracht sind. Auf demselben sitzt ein hölzernes, später gebautes Glockenhaus, in welchem drei in den Jahren 1699, 1755, 1793 gegossene Glocken hängen. Der um die Kirche liegende Begräbnißplatz ist mit einer alten, ziemlich hohen Mauer umgeben, auf deren Thüren sich das Wappen des Eßlinger Spitals befindet, dem die Baulast der den Gemeinden Vaihingen und Kaltenthal gemeinschaftlichen Kirche obliegt. Auf der Südseite des Kirchhofs steht das 1797 erbaute, gut eingerichtete Pfarrhaus mit der schmalen Seite gegen die Straße, mit der breiten gegen einen stattlichen Hof gekehrt. Die Unterhaltung des Pfarrhauses hat gleichfalls der Hospital zu Esslingen. An der Schule unterrichten zwei Schulmeister und ein Lehrgehülfe. Das in den 1790er Jahren erbaute Schulgebäude enthält eine Lehrerwohnung und drei Lehrzimmer. Eine Kinderindustrieschule besteht seit 1818 und wurde im Jahr 1848 von 60 Mädchen besucht. Eine sehr zweckmäßige Anstalt ist die hiesige Gemeindeleihbibliothek, welche von der Gemeinde durch Beiträge unterstützt wird. Das 1790 renovirte geräumige Rathhaus steht beinahe mitten im Ort. Im Jahr 1842 ließ die Gemeinde ein öffentliches Backhaus erbauen.

Die Einwohner zeichnen sich durch regelmäßige Lebensweise und Fleiß aus; im Umgang etwas derb und rauh, sind sie von Charakter offen und empfänglich für das Bessere. Ihre Vermögensumstände können im Allgemeinen nicht als günstig bezeichnet werden, allein ihr Fleiß und ihre Sparsamkeit bewahrt sie, bei der günstigen Gelegenheit, außer dem Feldbau in den Steinbrüchen, deren 30 auf der Markung sind, Tag- und Fuhrlöhne zu verdienen, vor Verarmung, auch finden gebrechliche Personen Arbeit und Verdienst in den im Ort bestehenden Baumwollemanufacturen (s. u.). Auf dem Grundeigenthum ruht an versicherten Kapitalien die Summe von 140.000 fl., der Grundbesitz der 6 größten Gutsbesitzer bewegt sich zwischen 56 und 23 Morgen. Haupterwerbszweige sind übrigens Feldbau und Viehzucht; ersterer wird mit vieler Umsicht betrieben und liefert vorzüglichen Ertrag. Die Feldgüter liegen meist eben und haben einen etwas naßkalten Lehmboden, der bei gehöriger Düngung,

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_262.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)