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Doppelfenster. Der sehr massive, unten viereckige Thurm, welcher im Jahr 1750 durch den Blitz Schaden litt, besteht aus vier Stockwerken, von denen das oberste in ein Achteck übergeht, er trägt eine glockenförmige blecherne Kuppel, enthält 3 Glocken und beherrscht bei seiner namhaften Höhe die Gegend weithin. Die Unterhaltung der Kirche und des Begräbnißplatzes liegt der den beiden Gemeinden Ober- und Unter-Sielmingen gemeinschaftlichen Stiftungspflege ob. Um den Kirchhof, welcher nicht mehr als Begräbnißplatz gebraucht wird, zieht rings eine Mauer. Der neue Begräbnißplatz ist im Jahr 1843–44 am nördlichen Ende des Dorfs angelegt worden und dient theilweise als Baumschule. Das angenehm und frei gelegene Pfarrhaus wurde 1806 durch den Spital Nürtingen, dem auch die Erhaltung desselben obliegt, mit nachahmenswerther Sorgfalt neu erbaut.

Das Rathhaus, 1559 erbaut, ist noch ziemlich im Geschmack jener Zeit und gut erhalten. Im Jahre 1841 wurde das alte Schulhaus, dessen Raum nicht mehr zureichte, auf den Abbruch verkauft und an dessen Stelle von der Gemeinde ein neues erbaut. An der Schule unterrichten ein Schulmeister und ein Lehrgehülfe; auch besteht seit 1838 mit gutem Fortgang eine Industrieschule.

Die im Allgemeinen bemittelten Einwohner sind äußerst fleißig, häuslich und kirchlichen Sinnes; sie leben zurückgezogen und besuchen selten das Wirthshaus; zur sog. Gemeinschaft halten 160 Personen. An versicherten Passiv-Kapitalien ruht auf den Ortsangehörigen die Summe von 66.000 fl. Der Grundbesitz der 4 größten Grundeigenthümer bewegt sich zwischen 27 und 41 Morgen. Die Landwirthschaft, welche die Hauptnahrungsquelle der Einwohner bildet, wird mit Umsicht betrieben und den Gütern, welche eine ziemlich ebene Lage und einen ergiebigen, theilweise leichten Lehmboden haben, das Möglichste abgewonnen; Besserungsmittel sind hauptsächlich Gülle und gewöhnlicher Dünger, der zum Theil auswärts gekauft wird, weil der Boden ziemlich viel Dünger verlangt. Von den gewöhnlichen Cerealien werden besonders Dinkel, Gerste und Haber gebaut und viel auswärts abgesetzt. Die Saat und das Ernte-Ergebniß ist wie bei den übrigen Filderorten. In der Brache, die ganz angebaut wird, gedeihen außer den gewöhnlichen Bracherzeugnissen, besonders Kraut, Kartoffeln und Flachs. Die Preise der Äcker gehen von 250–800 fl. per Morgen. Die Wiesen, welche sämmtlich zweimädig sind, geben reichliches und gutes Futter, das übrigens den örtlichen Bedarf nicht ganz befriedigt, weßhalb noch auswärts Futter angekauft wird. Der geringste Preis eines Morgens Wiesen ist 250 fl., der höchste 800 fl. Die Obstzucht ist bedeutend und immer noch im Zunehmen. Der Obstertrag auf den Markungen von Ober- und Unter-Sielmingen wird in mittleren Jahren zu 12–15.000 Simri angeschlagen. Unter den Obstsorten

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_258.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)