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der Stiftungspflege, welche zunächst die Kirchenkosten zu tragen hat, ist ein Activvermögen von 789 fl. 5 kr. vorhanden, worunter eine Stiftung des verstorbenen Schultheißen Stierle, im Betrag von 260 fl., deren Zinse zur Unterstützung der Ortsarmen verwendet werden.

Rohr, welches früher eine Frühmeß von Plieningen war, gehörte seit 1563 kirchlich zu Musberg, dessen Pfarrer außer den gesetzlichen Stolgebühren von der Gemeinde jährlich 60 fl., 4 Klafter Holz und 200 Stück Wellen und für 1/3 des kleinen Zehenten 28 fl. erhielt. Im Jahr 1848 wurde aber für die Kirchengemeinde Rohr ein beständiger Pfarrverweser bestellt, dem nun die Einkünfte, welche der Pfarrer von Musberg von der hiesigen Gemeinde bezog, zukommen.

Den großen und 2/3 des kleinen Zehenten zieht der Staat; Heuzehnten wird nicht gereicht. Die Hellerzinse, Küchengefälle, Fruchtgülten und Landachten, welche auf der Markung ruhten, sind im Jahr 1840 gegen den Staat mit einem Kapital von 2410 fl. abgelöst worden.

In Rohr war ein längst erloschenes Adelsgeschlecht, welches unter pfalzgräflich tübingischer Lehensoberherrlichkeit stand, angesessen. Sein Wappen war ein offener Flug. Im Jahr 1262 kommt vor Sophia von Rohr, welche mit Gutheißen ihres Gemahls Konrad von Schanbach und ihres Bruders Heinrich von Rohr das Kloster Bebenhausen mit Gütern in Bondorf bedachte. (Annal. Bebenh. bei Hess. Mon. Guelf. 258. Crus. Annal. 3, 104). Friedrich von Rohr hatte um dieselbe Zeit das Vogtrecht über die Güter des Stiftes Sindelfingen zu Vaihingen, bedrängte aber das Stift selbst, worüber er in den Kirchenbann kam. Mit diesem Banne belastet starb er und sollte des kirchlichen Begräbnisses entbehren. Um ihm ein solches zu verschaffen, verglich sich sein Sohn Wolpoto mit dem Stift, welches Schadensersatz erhielt (1271 Aug. 8). Dieser Wolpoto wurde Kanonikus in Denkendorf und am 21. Juli 1295 mit der Kirche in Bietigheim durch einen Speyrer Domprobst investirt. Spätere Herren von Rohr sind: Schwigger und Rugger 1295, Friedrich von Rore im Jahr 1312 Zeuge in einer Urkunde Graf Gottfrieds von Tübingen für St. Gallen, Osterbron I, welcher im Jahr 1348 Burgstall, Garten und kleinen Zehenten in Rohr dem Grafen Konrad von Vaihingen zu Lehen macht und hiefür den Widdumhof in Maichingen geeignet erhält, Fritz 1342, Osterbron II. 1369, Konrad, Reinhard und Wolpot 1365, Diez 1392 mit seinem Bruder Wolf 1406 (vergl. auch Musberg).

Im Jahr 1279 beschenkte Schwigger von Blankenstein das Kloster Bebenhausen mit hiesigen Zehenten. Württemberg erwarb den Ort in den Jahren 1366–1406 und 1557, nämlich im Jahr 1366 Sept. 21 Graf Eberhard der Greiner von Werner von Neuhausen seine hiesigen Leibeigenen, im Jahr 1400 Dec. 8 Graf Eberhard der Milde von Diez

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_238.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)