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Bauernsöhne aufgenommen wurden, verändert, und nach Aufhebung der Justinger Alpweide die Landesstammschäferei nach Hohenheim übersiedelt. Auch die s. g. Birkacher Obstbaumschule, von Herzog Karl angelegt und von den Königen Friedrich und Wilhelm erweitert[1], ging mit einem Areal von 25 Morgen an die Anstalt über. Zu gleicher Zeit erhielt das Versuchsfeld eine veränderte Einrichtung und Erweiterung. Nicht nur für die Landwirthschaft ward ein zweiter Hauptlehrer angestellt, sondern auch dem Forstlehrer ein Forstrepetent beigegeben.

Zu gleicher Zeit wurden die Bodensammlung und die Modellsammlung begonnen, die Seidenzucht angefangen und eine Einrichtung zur Fabrikation von Runkelrüben-Zucker getroffen, mit der man im Jahr 1837 unter einem neu angestellten technischen Inspector eine erneute Einrichtung der schon unter Schwerz gegründeten Branntweinbrennerei, Bierbrauerei und Essigsiederei in Verbindung setzte.

Nachdem schon einige Jahre zuvor für die Forst-Anstalt statt des Repetenten ein zweiter Hauptlehrer angestellt worden war, ward sofort auch zur praktischen Übung der Forstzöglinge Gelegenheit gegeben, indem aus den vormaligen Forst-Revieren Degerloch und Sillenbuch im Jahr 1838 das jetzige Revier Hohenheim gebildet und dessen Verwaltung dem ersten Lehrer der Forstwissenschaft neben seinem Lehramt übertragen wurde. Bis zu dieser Zeit war der Forstunterricht mit seinen Demonstrationen neben einem Übungsfeld in der Obstbaumschule auf eine 39 Morgen große Waldfläche, das s. g. Leibcorpsstück[2], beschränkt.

Unter Benutzung der bisherigen erweiterten und verbesserten Obstbaumschule wurde mit Zuschüssen von der bei Gelegenheit des Regierungs-Jubiläums Sr. Majestät des Königs (1841) aus freiwilligen Beiträgen entstandenen Stiftung (Regbl. v. 1842, S. 309) zum Unterricht in der Kunstgärtnerei und Obstkultur eine Gartenbauschule errichtet und an dieser 1842 ein eigener Lehrer angestellt. Gleichzeitig erhielt durch Mittel dieser Stiftung, welche hauptsächlich die Errichtung von Ackerbauschulen in verschiedenen Landes-Gegenden bezweckte, auch die hiesige Ackerbauschule eine erweiterte und verbesserte Einrichtung. Mit der Seidenzucht war schon im Jahr 1830 begonnen worden, und i. J. 1847 wurde noch eine besondere Seiden-Abhaspelungsanstalt eingerichtet.

Für die Kinder der Anstalts-Angehörigen besteht eine mit 2 Lehrern besetzte Privatschule, zu deren Erhaltung der Staat 2 Kl. Holz und die Institutskasse 100 fl. jährlich beiträgt. Auch wurde im Jahr 1844 ein

  1. Sie stand anfänglich unter der K. Bau- und Garten-Direktion, nachher unter der Verwaltung des K. Cameralamts.
  2. Das Leibcorpsstück ist dasselbe, welches den Zöglingen des im Jahr 1783 in Hohenheim errichteten militärischen Forstinstituts, der sog. Jägergarde, zum Ansäen und Bepflanzen angewiesen war.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_224.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)