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in der Richtung gegen Möhringen theilt, beschützt die Gegend vor Hagelschlag.

Am westlichen Ende des Dorfs liegt die helle, geräumige Pfarrkirche, an welcher seit 1844 zwei Geistliche angestellt sind, von denen der zweite (Helfer) insbesondere auch Hohenheim zu versehen hat. Der Kirchenbau[1] ist ohne Zweifel der älteste und interessanteste im Bezirke, und fällt, nach dem Baustyle zu schließen, in drei verschiedene Perioden. Das Schiff, ursprünglich in romanischem Style aufgeführt, wurde im Laufe der Zeit vielfach verändert; die rundbogigen kleinen Fenster wurden zugemauert und mußten größeren in gothischer Form, jedoch ohne allen Schmuck und Füllung, weichen. Ebenso der auf der Südseite noch sichtbare ehemalige Haupteingang, der sich durch das nicht vermauerte Bogenfeld (Lünette) auf den ersten Blick deutlich zu erkennen gibt; einen Theil der äußeren Langseiten von der südwestlichen Ecke mit dem ehemaligen Choranschluß zeigt nebenstehende Zeichnung, auf welcher die vermauerte Thüre im untern Stockwerk nach der ursprünglichen Architectur ergänzt ist. Das schönste, was von der früheren Ausstattung dieses Gotteshauses noch beinahe unversehrt sich erhalten hat, ist das obere Fries mit Bildern und Zahnwerk, welches in verschiedenen Abständen von runden, halb erhabenen, an der äußeren Kirchenwand hinauflaufenden Säulchen unterstützt wird. Die Consolen, von denen einige Zähne ausgehen, bilden theils Menschenköpfe, theils Thierköpfe (Ochsen und Widder). An dem obersten Theile des Frieses zunächst unter dem Dachvorsprung sind seltsame, roh gearbeitete Steinbilder angebracht, die meist alttestamentliche Begebenheiten vorzustellen scheinen.[2]

Nach dem ursprünglichen Baustyl des Schiffs fällt seine Erbauung in das 12te Jahrhundert, während das Chor nach einer über dessen Bogeneingang

  1. Vergl. über diese Kirche Mauch, Abhandl. über die mittelalterlichen Baudenkmale in Würt. (Programm) 1849 S. 19., welcher auch die beigefügte Abbildung entnommen ist.
  2. Die an der Südseite angebrachten Figuren, von der südwestlichen Ecke an gerechnet, sind: 1) Ein Mann, mit unverhältnißmäßig großem Steinhammer arbeitend, ohne Zweifel der Baumeister der Kirche. 2) Eine Figur mit einer Keule, vor welcher ein knieender Mann liegt, der flehend die Hände faltet; vielleicht der Todtschlag Abels (?). 3) Zwei Gestalten, Adam und Eva, rechts und links vor einem Baume stehend. 4) Ein Mann und ein Löwe, Daniel in der Löwengrube (?). 5) Line stehende Figur, neben ihr eine monströse auf dem Boden liegende, David und Goliath (?). 6) Zwei Löwen. 7) Ein Mann, der mit einem Bogen auf einen unverhältnißmäßig großen Vogel schießt. 8) Eine hockende männliche Figur, welche die Hände in die Hohe streckt. (Dasselbe Bild kommt auch an der Gottesackerkirche in Brackenheim vor und hat etwas Ähnlichkeit mit der Figur an der Belsener Kapelle). 9) Ein Mann, vor einer Sphinx stehend und mit der Rechten nach ihr greifend.
    Auf der Nordseite der Kirche sind angebracht: 1) Der heilige Martin, der Schutzpatron der Kirche, wie er seinen Mantel, den der Bettler schon faßt, mit dem Schwerte theilt. 2) Simson, mit dem Löwen ringend.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_206.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)