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Die Preise der Baumgüter geben von 150–400 fl. pr. Morgen. In der Nähe des Orts finden sich schöne Nußbäume. Im Jahr 1848 hat sich zu Anlegung einer Maulbeerpflanzung für Seidenzucht ein Aktienverein gebildet, welchem die Gemeinde von ihrer Allmand an der Straße nach Waldenbuch 1 Morgen 22 Ruthen zur unentgeldlichen Benützung auf 10 Jahre abgegeben hat; eine gleich große Fläche wurde, auf Rechnung Ihrer Kais. Hoheit der Kronprinzessin, mit Maulbeerpflanzen ausgesetzt, und ebenso hat der Bezirksarmenverein ein an dieses Stück stoßendes Allmandland von 11/8 Morgen 20 Ruthen hauptsächlich zum Zwecke der Beschäftigung armer Ortsangehöriger umbrechen und mit Maulbeerpflanzen besetzen lassen.

In dem eine halbe Stunde vom Orte gegen Waldenbuch gelegenen sogenannten Bechtenrain befindet sich eine kleine Halde von ungefähr 12 Morgen, welche schon in ältern Zeiten zu Weinberg angelegt waren und eine eigene, übrigens nicht mehr vorhandene Kelter hatten. Von dieser längst ausgestockten Weinberghalde, woraus gegenwärtig noch ein Weinsurrogat von 16 fl. 40 kr. zu entrichten ist, sind vor einigen Jahren wieder ungefähr 2/3 zu Weinbergen angelegt worden.

Die Waldungen bestehen ursprünglich aus Laubhölzern, dagegen wurden in neuerer Zeit öde und in schlechtem Zustande befindliche Waldflächen mit Forchen und Fichten kultivirt. Außer den Gemeindewaldungen besitzen einzelne Bürger 1/4–1 Morgen eigenen Wald. Die Gemeindeschafweide ist seit einigen Jahren aufgehoben, das Schafhaus verkauft; von Weideareal wurden 52 Morgen zu Wald angelegt und ungefähr 44 Morgen mit Fruchtbäumen ausgesetzt. Der nicht unbedeutende Viehstand wird durch gute Landracefarren rein gehalten und verbessert. Die Faselviehhaltung, wozu früher die Staatsfinanzverwaltung einen im Jahr 1831–32 von ihr abgelösten Beitrag von 18 fl. leistete, liegt der Gemeinde ob und ist von derselben in Pacht gegeben. Es kommt viel Vieh in Handel, namentlich gewöhnt man Stiere zum Ziehen, um sie in nächstliegenden Orten und auf Märkten zu verkaufen. Seit die Weiden eingegangen sind, hat die Schafzucht beinahe ganz aufgehört, nur einige Bürger besitzen mit einander noch ungefähr 150 Stücke, welche hier überwintert werden und den Sommer über auf auswärtige Weiden kommen. Von Geflügel werden besonders Gänse ziemlich viel gezogen und nach Stuttgart verkauft.

Die Gewerbe dienen meist nur dem nöthigsten Bedürfniß; am zahlreichsten sind die Maurer, deren über 100 sich hier befinden, welche den Sommer über meistens in Stuttgart arbeiten, es aber in der Regel nicht so weit bringen, um Meister werden zu können, und zum Theil im Winter einer ungeordneten Beschäftigung, ja dem Müßiggange anheimfallen.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_203.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)