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zusteht. Über dem rundbogigen großen Hofthor, neben dem eine kleinere, ebenso geformte Pforte angebracht ist, steht ein kleines Thorgebäude mit Thürmchen, Uhr und Glocke.[1] Die Jahrzahl 1589, die oberhalb dem Thor neben dem Eßlinger Spitalwappen und dem Bild der heiligen Katharina, der Schutzpatronin des Spitals, eingehauen ist, wird wohl die Zeit einer Renovation des Hofs angeben, der schon im Jahr 1469 (s. unten) erbaut wurde.

Die in mittleren Vermögensverhältnissen stehenden Einwohner sind geordnet und zeichnen sich bei ihren Arbeiten durch ausdauernden Fleiß und besondere Fähigkeit vortheilhaft aus. Auf dem Grundbesitz ruht die Summe von 382.910 fl. versicherter Capitalien und der Besitz der 6 höchsten Gutsbesitzer bewegt sich zwischen 30 und 70 Morgen. Hauptnahrungsquelle ist der Feldbau, der hier mit vieler Umsicht und mit musterhaftem Fleiß betrieben wird, so daß Möhringen in dieser Beziehung einen wohlthätigen Einfluß auf die Nachbarorte ausübt.[2] Eine Flachswasserröstgrube wurde 1845–46 erbaut; der Schwerz’sche Pflug ist allgemein eingeführt und die in Hohenheim üblichen Felg- und Häufelpflüge, wie die Repssäemaschine und Heinzen zum Trocknen der Futterkräuter werden angewendet. Die bedeutende, über 4000 Morgen große Markung, von der mehr als 3000 Morgen für die Landwirthschaft benützt werden, liegt zum größten Theil eben und hat einen sehr fruchtbaren, meist tiefgründigen Lehmboden, der durch Düngung, namentlich auch durch Jauche und Compost fleißig gebessert wird. Die Bewirthschaftung des Ackerfeldes ist die auf den Fildern gewöhnliche. Der Getreidebau ist weit vorherrschend und der Ertrag in Dinkel, Haber und Gerste bestehend, kommt dem Durchschnittsertrag der gesammten Filder nach dem Verhältniß der Morgenzahl gleich. Die Brache wird beinahe durchaus angebaut. Der früher stark betriebene Flachsbau verminderte sich in neuerer Zeit, was seinen Grund in dem hier oft wiederkehrenden Mißwachs dieses Produktes hat. Dagegen hebt sich der Kartoffelbau seit mehreren Jahren bedeutend, ebenso wird gegenwärtig mehr Hanf gebaut, welcher bei guter Düngung vorzüglich geräth. Nächst den Kartoffeln bildet Klee das hauptsächlichste Bracherzeugniß. Reine Brache ist ganz selten, und wird fast nur bei Baumgütern gefunden, die übrigens hier von verhältnißmäßlg bedeutendem Umfang sind. Von Handelspflanzen baut man Reps, Raukarden, Wau und Hopfen; von dem Bau des letzteren kommt man wieder etwas ab, da er weniger lohnend erscheint, als die übrigen angeführten

  1. Innerhalb des Hofs unterstützen das Gebäude zwei sehenswerthe romanische Säulen, die vermuthlich früher in der Kirche standen.
  2. Zu den vorzüglichsten Landwirthen des Bezirks gehören: der zugleich als Ortsvorsteher ausgezeichnet Schultheiß Breuning und Gemeinderath Grundler.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_187.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)