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vor 1810 die Orte Leinfelden, Musberg, Ober- und Unter-Aichen, Stetten, Hof und Weidach umfaßte.

Das Wappen des Orts ist ein Hufeisen.

Ober-Aichen, Weiler mit eigener Markung, 21/4 Stunden südwestlich von Stuttgart, 1/2 Stunde nordwestlich von Leinfelden und 1/4 Stunde nördlich von seinem kirchlichen Mutterort Musberg, mit dem er auch im Schulverbande und in der Kirchhofgemeinschaft steht. Früher wurde der Ort Aichach (s. u.) geschrieben. In einem kleinen Thälchen am Fuße der Schönbuchs-Terrasse liegt der liebliche einsame, aber nicht reinlich gehaltene Weiler, dessen zum Theil stattliche Bauernhäuser aus dem sie umgebenden Obstwäldchen friedlich heraussehen.

Die Einwohner, von denen keiner so arm ist, daß er aus einer öffentlichen Kasse Unterstützung bezieht, während auf der andern Seite die 4 größten Güterbesitzer nur 23, 20, 17 und 12 M. zu eigen haben, sind sehr fleißig, geordnet und friedliebend, sie erfreuen sich einer dauerhaften Gesundheit und häufig eines hohen Alters. Der Ort ist durch nahe gelegene Waldungen gegen Nord- und Westwinde geschützt, hat vorzügliches, aus dem grobkörnigen Keupersandstein kommendes Wasser, und die etwas zu kleine Feldmarkung erzeugt, ungeachtet ihres rauhen Bodens vielen guten Dinkel und andere Halmfrüchte. Unter den gewöhnlichen Bracherzeugnissen spielt der Hanf, welcher hier sehr gut gedeiht, eine Hauptrolle. Die Ackerpreise gehen von 70–500 fl. Die Obstzucht ist nicht unbedeutend, übrigens mehr im Ab- als im Zunehmen, und liefert in guten Jahren einen Ertrag von ungefähr 1000–1200 Simri. Die Wiesen geben vieles und gutes Futter; ihre Preise sind 150–500 fl. per Morgen. Baumgüter werden von 250–600 fl. verkauft. An Waldungen besitzt beinahe jeder Bürger 1/2–2 Morgen. Der Rindviehstand, in reiner Landrace bestehend, ist im Verhältniß zur Markung nicht unbeträchtlich; der Verkauf geht in die nächste Umgegend. Die Farrenhaltung ist hier wie in Unter-Aichen von der Gemeinde verpachtet. Von Geflügel werden hauptsächlich Gänse gezogen und in Handel gebracht, welcher öfters gegen 300 fl. jährlich einträgt. Die Bienenzucht ist im Abnehmen. Einen Haupterwerbszweig der Einwohner bildet der Handel mit Holz, das sie entweder aus den eigenen Waldungen gewinnen oder im Schönbuch aufkaufen und in Stuttgart wieder absetzen.

Das Gemeindevermögen besteht in 141/2 Morgen Waldungen, welche sich in mittelgutem Stande befinden; sonstiges Grundeigenthum hat die Gemeinde nicht; ihr Kapitalvermögen beträgt über Abzug der Schulden nach der Rechnung von 1847/48 791 fl.

Der Staat, als Rechtsnachfolger des Klosters Bebenhausen bezieht den großen Zehenten, hat aber das Stroh an den Besitzer des Erblehenguts,

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_182.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)