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von Harthausen einerseits nach Aich und Grötzingen, andererseits nach Neuhausen, von welcher Straße sich eine Zweigstraße nach Wolfschlugen zieht und nach Sielmingen. Es sind jedoch nur die Straßen nach Aich und Grötzingen, und auch diese nur theilweise chaussirt. Die Gemeinde hat außer 66 Morgen schlecht bestockten Waldes, welchen sie im Jabr 1820 als Abfindung für ihre Schönbuchsgerechtigkeiten erhielt, und welcher jährlich etwa 80 fl. einträgt, nur 29 Morgen Gemeindegut. Demnach sind die Ausgaben meist durch Umlagen zu bestreiten, und der Gemeindeschaden beträgt oft dreimal so viel als die Staatssteuer. Das Vermögen der Gemeindepflege nach Abzug der Passiven war im J. 1849 731 fl., und es fehlten zur Ergänzung der vorgemerkten Grundstockssumme noch 1159 fl. Die Stiftungspflege besaß im Jahr 1849 blos 752 fl., während das Grundstockssoll 855 fl. beträgt.

Den großen, den kleinen und den Heuzehenten bezieht fast ganz der Spital Nürtingen und hat solche an die Gemeinde verpachtet. Für 62/8 Morgen der Staatsfinanzverwaltung großzehentpflichtige und für 8 Morgen der katholischen Pfarrei Neuhausen groß- und kleinzehntpflichtige Äcker wird ein Surrogat bezahlt. Grundgefälle an Gülten, Hellerzinsen etc., welche an die Spitale zu Nürtingen und Eßlingen, und an die Staatsfinanzverwaltung zu bezahlen waren, sind mit einem Capital von 3464 fl. abgelöst worden.

Auf dem sogenannten Brand, 1/4 Stunde westlich vom Ort, wurden Grundmauern römischer Gebäude und eine Menge römischer Ziegel, Heizröhren u. s. w. ausgegraben; die von Aich herkommende Römerstraße führt durch den Ort und weiter nach Unter-Sielmingen, Kemnath u. s. w.

Das Dorf gehörte zu derselben Grafschaft, wie die andern Filderorte. Die Vogtei stand den Herren von Bernhausen zu. Im Jahr 1338 Februar 11 verkaufte Heinz, Sohn des Herrn Johannes von Bernhausen, die hiesige Vogtei sammt Zugehör und dem Habergeld zu Ober-Sielmingen an seinen Bruder Wolf von Bernhausen und an Johannes Wilperg, Bürger zu Eßlingen, um 70 Pfd. Heller (Reg. Boic. 7, 208). Später erscheinen die Herren von Stammheim im Besitz des Ortes; im Jahre 1514 verkaufte Wolf von Stammheim an seinen Bruder Konrad seinen Antheil (Gabelk.), und im Jahr 1554 gelangte der Ort von Johann Konrad von Stammheim an Württemberg (Crusius Paral. 92). Bezüge allhier hatten der Eßlinger Spital seit 1304, das dortige St. Clarakloster seit der Mitte des 14. Jahrh. Güter verlieh das Kloster Hirschau in den Jahren 1341–1453 an die von Schilling. Ursprünglich war Harthausen Filial von Plattenhardt (Gabelk.), nach der Reformation wurde es Filial von Unter-Sielmingen und 1838 kirchlich mit Bonlanden verbunden.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_164.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)