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viereckige, massive Thurm stammt bis zur Höhe des Kirchenfirstes noch aus früherer Zeit, ihm wurde kurz nach der Erbauung der Kirche ein achteckiges, modernes Stockwerk mit pokalförmigem, blechbeschlagenem Dache aufgesetzt; in ihm befinden sich 3 Glocken, deren größte von Heinrich Kurz in Stuttgart 1824 gegossen wurde. Die alte Kirchhofmauer, welche die Kirche einst umgab, ist bedeutend erniedrigt und nur gegen Süden noch von einigem Belang. Sie schloß den Begräbnißplatz ein, der aber schon seit mehr als 100 Jahren an das nordwestliche Ende des Orts verlegt ist. Das mit allen Bequemlichkeiten ausgestattete, frei und gesund gelegene Pfarrhaus steht im Eigenthum der Universität Tübingen, aber in der Verwaltung des Staats, welcher die Universitätsgefälle in Pacht genommen hat. In der Nähe desselben liegen die beiden Schulhäuser; das eine 1809 erbaut, ist sehr groß und wohlerhalten; das andere wurde im Jahr 1841 in dem Universitätsbandhause, welches die Gemeinde im Jahr 1829 von der Finanzverwaltung gekauft hatte, eingerichtet. Für den Unterricht sind zwei Schullehrer, zwei Unterlehrer und zwei Lehrgehülfen angestellt. Seit 1832 besteht den Winter über eine Mädchenindustrieschule; seit 1849 eine, von einem Privatverein geleitete Kleinkinderschule, welche bedeutende Beiträge aus der Gemeindekasse erhält; auch wurde von einem andern Privatvereine eine besondere Industrieschule gegründet. Das Rathhaus, in welchem sich unten die im Jahr 1834 von der Gemeinde dem Staat abgekaufte Kelter befindet, wurde seinem obern Theile nach im Jahr 1739/41 neu erbaut und 1839 ausgebessert; in der Rathstube ist das württembergische Wappen 1657 in Glas gemalt. Das gegenüber vom Rathhause stehende massive Keltergebäude, welches der Staat im Jahr 1789 neu erbaute, wurde von der Gemeinde gleichfalls im Jahr 1834 erworben. Beide Keltern werden als solche benützt. Der Ort hat zwei Gemeindebackhäuser, eines 1840, das andere, welches zugleich Waschhaus ist, 1844 erbaut. Eine Mühle, die sich im Ort am Feuerbach befindet, muß häufig wegen Wassermangels still stehen.

Feuerbach ist auch der Sitz eines hofkammerlichen Försters, für den hier im letzten Jahrzehend eine Dienstwohnung erbaut wurde.

Die Einwohner sind im Allgemeinen gutmüthig und sehr fleißig; der tägliche Verkehr mit der Hauptstadt übt übrigens nicht den besten Einfluß auf die Ortsangehörigen aus. Ihre Vermögensumstände sind mittelmäßig; die Summe der auf dem Grundeigenthum ruhenden versicherten Capitalien belauft sich auf 235.000 fl., der Güterbesitz der 6 größten Grundbesitzer besteht in 73, 63, 34, 22, 19 und 17 Morgen. Die Hauptnahrungsquellen bestehen indessen neben dem Feldbau, in Viehzucht und im Betrieb bedeutender Werksteinbrüche, welche auf den Markungen von Feuerbach, Canstatt und Stuttgart sich befinden. Der ergiebige, aus

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_152.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)