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angelegte dritte See liegt zuweilen trocken. Die stille Abgelegenheit dieser Gegend, der Reichthum an Quellen, Bächen und Seen, die verschiedenen Holzarten, die äsungreichen Waldwiesen und Blösen lockten von jeher das Wild in diese Gegend, daher schon Herzog Karl hier auf einer terrassenförmigen Anhöhe, an deren Fuß der langgestreckte Bärensee liegt, ein Jagdschloß, das sogenannte Bärenschlößchen erbaute, welches durch ein Jagdfest, das der Herzog dem Großfürsten Paul, nachherigen Kaiser von Rußland, zu Ehren im Jahr 1782 hier veranstaltete, einige Berühmtheit erlangte. Das Bärenschlößchen kam 1817 zum Abbruch und ist durch einen Jagd-Pavillon, der früher in Freudenthal stand, ersetzt worden; es ist ein einfaches massives Gebäude, das nur einen, mit Jagdgemälden und Hirschgeweihen geschmückten Saal enthält. Von demselben gehen zwei schnurgerade Alleen, Richtstätten, gegen die Solitude und den Pfaffensee; erstere wird von einer dritten Allee, welche von dem östlichen Parkwächtershäuschen ausgeht, beinahe in der Mitte des Parks, am Jägerhaus, einer freundlichen einstockigen Wohnung des Hofjägers, durchkreuzt. Der Parkjäger, dem die Aufsicht über die Parke übertragen ist, wohnt am südwestlichen Ende des Parks in dem

Bruderhaus, das seinen Namen von seiner ursprünglichen Bestimmung als Kloster von Franziskanern tertiae regulae hat. Die Reformation hob diesen Convent auf; im Landbuch von 1624 erscheint das, damals zum Amt Leonberg gehörige Haus, schon als Sitz eines Forstknechts, nachher Försters; es heißt hier „das Bruderhaus in den Maden“, das ist in dem Madenthale, wie hier das Glemsthal genannt wird, das erst weiter thalabwärts letzteren Namen erhält. Das in gutem Stand erhaltene Wohnhaus mit seinen Nebengebäuden hat kein klösterliches Aussehen mehr und nur die stille Lage erinnert noch an seine frühere Bestimmung. An den Thoren des Parks, der mit einem Bretterzaun umfriedigt ist, wohnen die Parkwächter in freundlichen Häuschen.

Der Rothwildstand ist auf 200 Stück Edelwild und eben so viel Damwild festgesetzt, das Wild wird regelmäßig gefüttert – und der Zuwachs zur guten Zeit weggeschossen. In dem Park befinden sich drei Futterhütten, in welchen das Heu- und Strohfutter aufbewahrt wird; die eine steht beinahe in der Mitte des Parks auf der sogen. Glemswiese, in einer sanften Einteichung des hier beginnenden Glemsthälchens, und in der Nähe derselben das erst 1843 massiv erbaute Schießhäuschen, ein zwölfeckiges Gebäude, dessen Dach mit Hirschgeweihen geziert ist. Ein ähnliches 1841 erbautes Häuschen und eine alte Futterhütte, stehen westlich vom Bärenschlößchen auf der sogenannten Hirschwiese, der dritte Futterplatz, nur mit einfacher Futterhütte, befindet sich auf dem sogenannten Dammgarten im nördlichen Theile des Parks.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_136.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)