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Anbau kommen. Nach Außen findet kein Verkauf der Felderzeugnisse statt, da sich in Bothnang beinahe keine Familie befindet, die sich von dem Ertrag ihrer Felder ernähren könnte. Die geringsten Ackerpreise sind 150 fl., die mittleren 500 fl. und die höchsten 800 fl. Im Verhältniß zu der übrigen Markungsfläche ist der Wiesenbau ziemlich ausgedehnt; die Wiesen sind durchgängig zweimädig und liefern, obgleich sie nicht bewässert werden können, ein sehr gutes, nahrhaftes Futter, von dem ein Theil noch nach Außen verkauft wird. Die Preise eines Morgens sind 7–800 fl. Der Weinbau wird auf etwa 100 Mrg. betrieben, die durchaus eine südliche Lage und einen für denselben günstigen Keupermergelboden haben und mit Silvanern, Gutedeln, Trollingern und Elblingen bestockt sind. Die Weinpreise stellen sich etwas niedriger als in Stuttgart. Der Morgen Weinberg kostet 7–800 fl. Die nicht unbeträchtliche Obstzucht beschäftigt sich meist mit Mostsorten und in neuerer Zeit auch mit feinerem Tafelobst. Der Ertrag in mittleren Jahren wird zu wenigstens 10.000 Sri. angenommen. Das Obst wird theils gemostet, theils nach Außen verkauft. Die Rindviehzucht ist im Verhältniß zur Markung nicht unbedeutend; eine gute Landrace veredelt sich immer noch durch Simmenthaler Farren; letztere wurden durch Vermittlung der Gemeinde, welche die ihr obliegende Zuchtstierhaltung an Pächter verleiht, angeschafft. Das Vieh wird hauptsächlich der Milch wegen, die täglich nach Stuttgart getragen und dort abgesetzt wird, gehalten. In gewerblicher Beziehung ist Bothnang verhältnißmäßig sehr bedeutend, da beinahe jeder Bürger eine Bleiche besitzt und neben dieser noch Wäscherei treibt. Schon um’s Jahr 1600 war das Bleichen eine Hauptbeschäftigung der Bothnanger; Herzog Friedrich I. wollte ihnen zwar im Interesse seiner Uracher Bleiche diesen Erwerb nehmen, wurde jedoch vermocht, einige Zeit lang noch zuzusehen, und es gelang dem Dorfe, sich diesen Nahrungszweig zu retten. Gegenwärtig sieht man am Samstag und häufig auch an anderen Wochentagen jahraus jahrein die Erwachsenen schwer beladen den unbequemen Weg nach Stuttgart und Ludwigsburg wandern, um ihren Kunden das frisch gewaschene Weißzeug oder gebleichte Leinwand zu bringen und wieder neue Arbeit von ihnen abzuholen. Eine großartige mit Dampfeinrichtung betriebene mechanische Bleiche nebst Trockenhaus von Scholl und Comp. ist gegenwärtig nicht mehr im Betrieb, wie auch die übrigen Bleichgeschäfte in neuerer Zeit, durch das Emporkommen der Schnellbleichen etwas abnehmen. Östlich vom Ort befindet sich eine Ziegelhütte; die übrigen Gewerbe, mit Ausnahme mehrerer Schneider und Schuster, welche nach Stuttgart arbeiten, dienen nur dem örtlichen Bedürfniß. Seit 1848 besteht ein Gemeindebackhaus. In dem Orte werden gegenwärtig vier Schildwirthschaften betrieben. Viele

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_133.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)