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Alp zu beiden Seiten des hervorragenden Neuffens sich ausdehnt, steht das königliche Landhaus, erbaut im Geschmack der stattlichen Bauernwohnungen der westlichen Schweiz. Unter einem nach beiden Seiten hin weit vorragenden Dache befinden sich gegen Südosten in zwei Stockwerken mehrere Zimmer mit zahlreichen Fenstern und mit Lauben (Gallerieen), die sich um diese herziehen. Die Zimmer sind einfach gehalten, zu ebener Erde gegypst, im zweiten und dritten Stock Decke und Wände mit Ahornholz getäfelt. Nach hinten sind Stallungen angebaut und in den ausgedehnten Räumen große Futtervorräthe aufbewahrt. Nördlich von diesem Schweizerhaus liegt die Wohnung des Aufsehers und hinter ihr befinden sich drei weitere Stallgebäude, die in Verbindung mit dem ersten einen viereckigen Hofraum einschließen. Durch den mit einer Hainbuchenhecke umfriedigten Park zieht ein wasserreiches, anmuthiges Thälchen. Der Park, in welchem da und dort Eichen und Lerchen, einzeln oder in malerischen Gruppen stehen, umfaßt im Ganzen 355 Morgen, 35,8 Ruthen, wovon 644/8 Morgen 47,6 Ruthen auf der Markung von Birlach, 873/8 Morgen auf der Markung von Riedenberg, 36 Morgen 31,4 Ruthen auf der Markung von Degerloch, 387/8 Morgen 31,9 Ruthen auf der Markung von Sillenbuch und 126 Morgen 20,9 Ruthen auf eigener bisher exemt gewesener Markung liegen, die in gerichtlicher und politischer Beziehung der Gemeinde Birkach zugetheilt ist und worauf sich auch die Gebäude befinden.

Riedenberg, Weiler, 11/2 Stunden südöstlich von Stuttgart und 1/2 Stunde nördlich von Birkach gelegen, hat eine eigene Markung und eigene Gemeindeverwaltung, ist jedoch seit 1810 mit Birkach in der Eigenschaft einer Theilgemeinde unter den Bestimmungen eines auf Vereinbarung zwischen beiden Gemeinden sich gründenden, im Jahr 1832 entworfenen Statuts vereinigt; früher stand es im Schultheißereiverbande mit Plieningen. Dasselbe hat auf der Ecke zwischen zwei Thälchen, die sich gegen das Ramsbachthal ziehen, eine hohe, gesunde und sehr freundliche Lage. Der Ort hat keinen laufenden Brunnen, sondern nur einen Zieh- und einen Pumpbrunnen. Mit der von Stuttgart nach Kirchheim führenden Landstraße sowie mit Birkach und Kemnath, ist Riedenberg durch bis jetzt unchaussirte Straßen in Verbindung gesetzt.

Seit 1826 besteht eine eigene Schule in einem Haus, das aus Gemeindemitteln zu diesem Zwecke erbaut und 1839 erweitert wurde, und zugleich zur Wohnung des seit 1838 angestellten Schulmeisters dient. Seit 1837 ist hier auch eine Industrieschule für Mädchen, die aber nur den Winter über besucht wird; solche wird durch jährliche Beiträge von der Centralleitung des Wohlthätigkeitsvereines unterstützt. Im Jahr 1845 ließ die Gemeinde ein öffentliches Backhaus bauen.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_123.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)