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Mängel zur Abhülfe an. Sie hat insbesondere auch die Vorschrift zu überwachen, wonach überall verschlossene, dem Auge Unberufener unzugängliche Sprungstätten eingerichtet seyn sollen.

An den bestehenden Versicherungen gegen Viehverluste betheiligen sich die Bezirksangehörigen höchst selten. Es besteht aber in vielen Gemeinden die Einrichtung, vermöge welcher jedem Ortsangehörigen, der ein Stück Rindvieh durch Unglück verliert, nach Verhältniß seines Schadens Entschädigung aus der Gemeindekasse nach den hiefür in jeder Gemeinde besonders festgestellten Normen gewährt wird.

Sogenanntes Stellvieh von Juden findet sich in dem Bezirk nicht vor.

Außer der Klauenseuche, die in den 30er Jahren in großer Ausdehnung herrschte, sind bemerkenswerthe Fälle von Seuchen unter dem Rindvieh seit Jahren in dem Oberamte nicht vorgekommen.

Die Schafzucht im Bezirke ist nur insofern bedeutend zu nennen, als sich die Landesstammschäferei in Hohenheim befindet. Diese wurde im Jahr 1822 von der Domäne Justingen hieher verlegt. Ankäufe in Sachsen in den Jahren 1825 und 1826 bildeten die Grundlage zu dem „Sachsenstamm“, welcher als feinstwolliger in Hohenheim rein fortgezüchtet wird; neben diesem Stamm besteht noch der sogenannte Justinger, welcher sich durch eine mehr lange Wolle und Wollreichthum auszeichnet. Dieser Stamm verdankt seinen Ursprung einer Kreuzung von im Jahr 1786 in Spanien angekauften edeln Schafen[1] mit Landschafen; die Kammwollrace ist durch lange Wolle und großen, schönen Körperbau, welcher sich zur Mast eignet, und vom Justinger Stamm herausgezüchtet, ausgezeichnet. Der sogenannte Englisch-Merinosstamm ist von Merinosschafen und englischen Böcken gezogen. In geringer Anzahl werden noch rein englische Fettschafe (Dishley-Race) mit langer, gröberer Kammwolle gehalten. Diese Stämme dienen zur Bluterfrischung oder Verbesserung der Schäfereien im Lande. Es werden Böcke jährlich um bestimmte Preise abgegeben, von 15–50 fl., früher oft bis zu 100 fl. Die Wasch der Hohenheimer Schafe geschieht in einer eigenen künstlichen Schafschwemme. – Die meisten Schafheerden halten sich im Bezirke nur vom September bis April auf und wandern im Frühjahr meistentheils auf die Weiden der Alp.

Von den zur Ausübung der Schafweide berechtigten Gemeinden machen gegenwärtig nur 16 von ihrem Rechte Gebrauch und mehrere davon nur von der beendigten Ernte bis zum Frühjahr, wo dann die Heerden auf die Alp getrieben werden. Die Zahl der Schafe, welche im

  1. S. Württ. Jahrbücher von 1845. S. 236 ff.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 069. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_069.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)