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fördern. Schon als Kronprinz hatte der König in Scharnhausen, wo er ein Schloß und ein größeres Gut besaß, im Jahr 1810 die erste Anlage zu einem Gestüte gemacht. Der Grundstamm für die Mutterheerde bestand aus den verschiedensten Racen; polnische, ungarische, russische (Orloff’sche), englische und norddeutsche Stuten waren hier zusammengebracht. Bei den nicht gerade ausgezeichneten Stuten, mußte desto eifriger nach edeln Hengsten gestrebt werden; es wurden bald nach einander verschiedene orientalische Hengste, ein Türke, ein Perser, später nur arabische Hengste angeschafft. Im Jahr 1817 wurde das Gestüt erweitert, nicht nur mittelst Vergrößerung des Parks bei Scharnhausen und Zuziehung der Domäne Kleinhohenheim, sondern es wurde auch noch die Königl. Domäne Weil, Oberamts Eßlingen, zu diesem Zwecke verwendet. Die besten Stuten aus dem alten Bestand (13 Stück) wurden ausgewählt und neue angekauft. Namentlich wurden durch General Achwertoff in Tiflis 10 persische Stuten, in Ungarn vom Grafen Hunyady 5 arabische Stuten und 8 große braune englische (Yorkshire) Halbblutstuten erworben. Im Jahr 1818 kam ein neuer Transport von 15 persischen Stuten durch Achwertoff in’s Gestüt. Besonders hervorzuheben ist noch der durch den Grafen Rzewuski im Auftrag des Königs in Syrien und Mesopotamien bewerkstelligte Aufkauf von 12 Hengsten und 12 Stuten im Jahr 1819. Ferner dienten noch 8 arabische Stuten aus dem Gestüt des eben genannten Grafen zur Vermehrung der Königl. Gestüte. Im Jahr 1836 wurde Thierarzt Dembly nach Syrien geschickt um in den Ställen des Emir Beschir Aufkäufe zu machen. Derselbe acquirirte 4 Hengste und 1 Stute, welch letztere als Zuchtthier für Scharnhausen von großem Werthe war.

Endlich wurde im Jahr 1842 durch Baron v. Taubenheim bei einer Reise nach dem Orient 1 Hengst und 1 Stute für das Privatgestüt aufgekauft, beide haben durch zahlreiche Nachkommen sich ausgezeichnet.

Scharnhausen, wozu nun ein Areal von 321 Morgen gehört, hatte nach der weiteren Ausdehnung der Privatgestüte hauptsächlich die Aufgabe, einen Stamm der edelsten orientalischen Racen (Reitschlag) in consequenter Reinzucht fortzupflanzen. Die Gebäulichkeiten in Scharnhausen sind für einen Mutterstutenstamm von 20–25 Stück berechnet, ein gut gelegener geräumiger mit Laufständen (Boxes) versehener heizbarer Stall ist für die Stuten bestimmt; diese werden zu keiner Arbeit benützt, im Winter täglich geritten und an der Hand bewegt, im Sommer erhalten sie die nöthige Bewegung auf den hochgelegenen, gut bewachsenen künstlichen Weiden, welche an die Grundstücke von Weil anstoßen. Die Fütterung besteht bei den gelten (nicht trächtigen) Stuten in 1 Vierling, (5–6 Pfd) Hafer, und 6 Pfd. Heu, für die säugenden und tragenden

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 063. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_063.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)