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und die größten Gemeinden des Bezirks hatten einst im Schönbuch sehr bedeutende Nutzungs-Ansprüche auf Holz, Weide, Streu, Mast u. s. w. und die mit der ungeregelten Art der Ausübung dieser Ansprüche verbundenen Nachtheile sind nach und nach so grell hervorgetreten, daß endlich die Substanz mancher Waldungen gefährdet war. In Folge freiwilliger Übereinkunft haben aber die Dienstbarkeiten ihr Ende erreicht, die Gemeinden und Privaten sind meistens mit Wald entschädigt worden und beide Theile haben sichtbar gewonnen (s. die Ortsbeschreibung).

Seit dieser Zeit haben sich auch die Diebstähle von ihrem früheren wahrhaft enormen Umfang auf einen ganz gewöhnlichen Grad vermindert, und den Armen wird durch Stockholzabgaben, Leseholz und Gemeindeholzmagazine jede mögliche Unterstützung geleistet.

Bei dem milden Klima werden die Waldungen nur selten von außergewöhnlichen Naturereignissen bedroht; am bemerkbarsten sind Spätfrost und Schneedruck; besonders schädlich hat sich der merkwürdige Schneefall vom 20. April 1837 für die Forche gezeigt.

Eine besondere Erwähnung verdienen noch die, größtentheils in unserem Oberamt gelegenen K. Parke, nämlich der K. Roth- und Schwarzwildbrät-Park bei Solitude und die Fohlenparke zu Kleinhohenheim und Scharnhausen.

Der Wildpark wird zwar auch auf Holz benützt, allein seiner jetzigen Bestimmung nach kann von einer regelmäßigen Bewirthschaftung und Kultur nicht die Rede seyn, und die Fohlenparke, vormalige, theils Staats-, theils eingetauschte Gemeindewaldungen, sind nur noch mit einzelnen Eichen bewachsen.

An Brennholzsurrogaten ist die Gegend arm; dagegen liefern die Weinberge und Obstbäume einen wichtigen Beitrag zu Befriedigung des Brennholzbedürfnisses, während die ergiebigen Sandsteinbrüche in der Keuperformation es möglich machen, vieles Bauholz zu ersparen.

Auch gereicht zur Förderung der Holzzucht, daß statt der gewöhnlich in den Waldungen geschnittenen Ernteweiden zum Binden der Garben Strohseile verwendet werden. Zu Verminderung der Holzdiebstähle wäre indessen zu wünschen, daß gegen den meistens mit gestohlenem Holze betriebenen, in neuerer Zeit wieder häufiger werdenden Kleinholzhandel, der nicht allein das Waldeigenthum, sondern noch mehr die Sittlichkeit einzelner Familien, ja selbst ganzer Gemeinden gefährdet, die beschränkenden polizeilichen Maßregeln auf’s Strengste erneuert würden, welche im vorigen Jahrzehend mit entsprechendem Erfolge dagegen eingeführt wurden.

g. Weidewirthschaft. Die gesammte Weidefläche beträgt 17094/8 Morgen, von welchen 2826/8 Morgen dem Staate, 2155/8 Morgen

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 061. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_061.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)