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Das Ernteverfahren ist das gleiche wie in den übrigen Oberamtsbezirken. Das Schneiden der Getreidearten mit der Sichel ist allgemein üblich; in Hohenheim wird die Gerste und der Haber gewöhnlich mit der Gestellsense gemäht. Das Dreschen wird allgemein mit dem Dreschflegel ausgeführt. Das Brachfeld wird zwischen dem Anbau von Klee, Wickfutter, Kartoffeln, Weißkraut, Runkeln etc. getheilt. Außerdem werden im Bezirke jährlich ungefähr 700 Morgen mit Flachs und ungefähr 600 Morgen mit Hanf angebaut. Die Orte Kemnath und Echterdingen zeichnen sich durch Hervorbringung und Bereitung vorzüglichen Flachses in einer Weise aus, daß von den in den Jahren 1837–47 von dem Staate für die Hervorbringung vorzüglichen Flachses ausgesetzten Preisen die meisten und höchsten in diese Orte gekommen sind, und die den letzteren nur durch diese Staatspreise, ohne Einrechnung der Preise des landwirthschaftlichen Vereins, zugeflossene Summe in Kemnath auf 910 fl., in Echterdingen auf 425 fl. sich belauft. Die Gesammtsumme der vom Staate ausgesetzten Preise beträgt in der erwähnten elfjährigen Periode 3960 fl., und davon ist demnach mehr als der dritte Theil den Angehörigen der gedachten Gemeinden zugetheilt worden.

Auch haben diese beiden Gemeinden und neben ihnen die Gemeinden Möhringen, Plieningen und Scharnhausen musterhafte Wasserröstgruben eingerichtet, und dafür gleichfalls die vom Staate ausgesetzten Preise erhalten. In neuester Zeit wird aber auch dem Hanfbau, der sichtbar im Aufkommen begriffen ist, größere Aufmerksamkeit gewidmet. Einen ebenfalls wichtigen Handelsartikel bildet das bekannte Filderkraut, welchem in Echterdingen, Plieningen, Sielmingen, hauptsächlich aber in Bernhausen nicht unbedeutende Feldflächen eingeräumt werden. Letzteres schlägt seine jährliche Einnahme für Kraut zu 16.000 fl. im Durchschnitt an. Das Filderkraut findet seinen Hauptabsatz auf den Wochenmärkten in Stuttgart; außerdem wird es nach Pforzheim, Heilbronn, Öhringen, Hall, Gmünd, Schorndorf, Waiblingen, Reutlingen, Tübingen etc. verführt. In Folge der seit einigen Jahren eingetretenen Kartoffelkrankheit hat sich die Kultur der Kartoffeln um 1/41/3 der Anbaufläche vermindert, an die Stelle derselben sind: Ackerbohnen, Erbsen, Welschkorn, Gerste, Sommerweizen, Runkeln etc. getreten. Den Hopfenbau findet man außer Hohenheim in Möhringen, Degerloch, Bonlanden von einigen Landwirthen betrieben. Kohlreps wird von Seite des Instituts Hohenheim im Großen mit sehr günstigem Erfolg gebaut; in mehreren Bezirksorten wird dem Anbau von Winterrübsen unter den gegebenen Verhältnissen der Vorzug gegeben. Der Anbau der übrigen Handelsgewächse, z. B. der Weberkarden, des Wau’s findet in Möhringen

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 054. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_054.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)