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hinsichtlich seiner Vegetationserscheinungen im Frühjahr 6–8 Tage denen von Stuttgart nach, und während zwischen dem letzten Frühjahrsfrost und dem ersten Herbstfrost Stuttgart 195 Tage zählt, werden in Hohenheim im Durchschnitt 187 Tage gezählt.

Das gewöhnliche Wirthschaftssystem ist bei den außergewöhnlichen vielen Zwergwirthschaften die Dreifelderwirthschaft; in den Weinbergorten findet öfters auch eine freie Felderwirthschaft statt, wenn man nicht durch Flurverhältnisse daran gehindert ist. Das Institut Hohenheim betreibt auf seiner Feldfläche die Fruchtwechselwirthschaft; dasselbe ist aber bei der großen Zerstückelung der Feldfläche in der Umgegend nicht im Stande, als Vorbild in dieser Beziehung vorleuchten zu können. Der flandrische und der Suppinger Pflug sind beinahe überall im Gebrauch; nur in einzelnen Orten findet sich bei alten Bauern noch der alte Wendepflug, die mit demselben absterben wollen. Die brabanter Egge ist in einzelnen Orten der nächsten Umgegend von Hohenheim theilweise im Gebrauch, findet aber nicht den allgemeinen Beifall, wie dieß beim flandrischen Pflug der Fall ist. Die Walze ist beinahe in allen Orten im Gebrauch, um so mehr, als sie in der Regel auf Kosten der Gemeindepflegen angeschafft und von diesen den Ortsangehörigen zur unentgeldlichen Benützung überlassen wird. Der Pflug wird theils mit Pferden, theils mit Ochsen, mitunter auch mit Kühen bespannt, und in der Regel werden zwei Zugthiere dazu erfordert. Bei den Ochsen und Kühen findet man größtentheils noch das Doppeljoch; doch haben das Beispiel von Hohenheim und die vom landwirthschaftlichen Bezirksvereine ausgesetzten Prämien hie und da die Anschaffung und Benützung des einfachen Jochs bewirkt, welches namentlich in Degerloch, Feuerbach, Möhringen u. s. w. sehr verbreitet ist.

Unter den Erzeugnissen des Ackerbaues sind besonders die Getreidearten aufzuzählen, womit das Winter- und Sommerfeld angebaut werden. Dem Dinkelbau wird die größte Fläche eingeräumt. Der Roggen findet seinen Anbau in dem Grade, als dadurch das nöthige Bindstroh für die Getreidebunde gewonnen wird. Verschiedene Weizenarten werden in Hohenheim kultivirt. Die Kultur von Einkorn und Emmer ist im Ganzen unbedeutend. Das Sommerfeld wird vorzugsweise dem Anbau der Sommergerste (große zweizeilige) und des Habers gewidmet. Öfters findet man noch kleine Flächen mit Erbsen und Linsen angesäet. Durchschnittlich ist im Oberamtsbezirk dem Morgen nach der Betrag:

der Aussaat. des Ertrags.
Dinkel
8
Sri. 71/2–8 Schfl.
Roggen
2–3
"
31/2–4
"
Sommergerste 
3
"
43/4–5
"
Hafer
31/2–4
"
6
"
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 053. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_053.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)