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daher Herzog Ludwig eine Verbesserung des Stollens auf wiederholtes Klagen der Müller im Nesenbachthale im Jahr 1575 vornehmen ließ. Der Stollen wurde meist in Felsen gehauen und nur hier und da gemauert; er hatte neun gemauerte, zum Theil 50’ tiefe Schachte und Luftlöcher und 2810’ Länge; mit dem Pfaffensee verband ihn ein 238’ langer offener Graben und ein ähnlicher 72’ langer bildete seinen Ausgang in die Heidenklinge, durch welche das Wasser dem Nesenbachthale zufällt. Auf abermaliges Klagen der Müller am Nesenbach über Wassermangel ließ 1618 Herzog Johann Friedrich mittelst Spannung des Bärenbachs den 153/8 Morgen haltenden und 36’ tiefen Bärensee anlegen, um durch Abgabe seiner Wasser auf 6’ an den Pfaffensee diesen zu bereichern. Endlich ließ zu Vermehrung des Wasserzuflusses nach der Residenzstadt die Staatsfinanzverwaltung gemeinschaftlich mit der Stadt Stuttgart in den Jahren 1826 bis 1833 den Anfang des Christophsstollens um 14’ tiefer legen, wodurch der Ablauf des Pfaffensees auf 23’ bewerkstelligt wurde, auch zu größerer Wasseransammlung mittelst eines Dammes bei der sogenannten Diebssteige den sogenannten mittleren See, zwischen dem Bären- und Pfaffensee, anlegen.

Zu dieser Wasseransammlung, deren Abfluß durch den Christophsstollen und die Heidenklinge für Stuttgart bestimmt ist, tragen ferner bei:

Der etwa 1/4 Stunde südöstlich vom Katzenbacher Hof, an der Straße von da nach Vaihingen zwischen dunklen Wäldern gelegene Katzenbach-See, 115/8 Morgen groß, in den der Katzenbach fließt, dessen Wasser hier durch künstlich angelegte Dämme zu einem 1240’ langen und 500’ breiten Weiher angeschwellt und mittelst eines Kanals dem Pfaffensee zugeleitet werden, und der etwa 1/4 Stunde nordwestlich vom Katzenbachsee an der Straße von Stuttgart nach Magstadt durch einen quer über das Steinbachthal geführten Damm hergestellte Steinbachsee, 41/8 Mrg. haltend, dessen Wasser in den Steinbach, welcher in den Katzenbach mündet, abgelassen und so dem Pfaffensee zugeführt werden kann.

Das staffelartige Herabstürzen der dem Christophs-Stollen entfließenden Gewässer durch die von den Bäumen des Waldes verdunkelte Heidenklinge bildet die von den Stuttgartern vielbesuchten Heslacher Wasserfälle, an deren Fuß das Wasser, durch künstliche Stauung aufgehalten, theils in die bis zur Stadt führenden bedeckten steinernen Rinnen überfließt, theils dem offenen Nesenbach zueilt.

Endlich befindet sich in dem Oberamtsbezirk noch ein kleiner See in der langen Wiese bei Plieningen. Ein See bei Bonlanden ist seit 12 Jahren trocken gelegt und in ergiebiges Baufeld umgewandelt.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 013. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_013.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)