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Deilingen 45 Jauchert Waldungen, auf der Markung Rathshausen aber 50 Jauchert Gemeindewald, 32 Jauchert Acker und 17 Jauch. Wiesen; der ganze Schaden betrug bei mäßigem Anschlag 21.600 fl. Um die Grundeigenthümer einigermaßen zu entschädigen, wurde ihnen von dem Tag der Wiederurbarmachung der Felder an 30 Jahre Steuerfreiheit gewährt. Nachdem sich die Gemeinde von diesem Unglück allmählig erholt hatte, ereignete sich im Jahr 1851 den 6. Oktober eine Katastrophe, welche die vorhergegangenen an Ausdehnung weit übertraf; es wurden nämlich am Plettenberg in Folge der damaligen lange andauernden nassen Witterung die am Fuß des Bergs lagernden Impressathone erweicht und schlüfrig gemacht, so daß diese sich gegen das Thal vorschoben und sodann der über ihnen lagernde untere geschichtete weiße Jura in gewaltiger Wucht nachstürzte. Hiedurch entstand eine großartige Verwüstung, die sich allein auf der Markung Rathshausen beinahe über 300 Morgen Wald und Feld und auf der anstoßenden Markung Schömberg über etwa 40 Morgen Waldungen erstreckte, wobei die gerutschte Masse sich an einzelnen Stellen über 3000′ weit gegen das Thal hin vordrängte. Es wurden dabei ganze Waldstrecken vorwärts geschoben, wobei die Tannen theilweise aufrecht stehen blieben, andere eine schiefe gegen den Berg geneigte Stellung einnahmen oder gänzlich umstürzten. Ein großer Theil der Felder wurde von den thonigen Schlammmassen und von Felstrümmern dermaßen überlagert, daß man die Abgrenzungen der Güterstücke nicht mehr erkennen konnte. Neben dem großen Schaden, den die Erdrutsche an Feld und Wald verursachte, war die Befürchtung der Einwohner von Rathshausen, die Rutsche möchte sich bis zum Ort erstrecken und diesem seine Zerstörung bringen, eine sehr große. Die k. Regierung hatte daher den Finanzrath Paulus beauftragt, sich eiligst an Ort und Stelle zu begeben und Vorkehrungen zu treffen, einem weiteren Vordringen der Rutsche zu begegnen; es wurden alsdann auf Kosten des Staats die herausdringenden, aufweichenden Gewässer mittelst Känern gefaßt und weiter geführt, wie auch die verschütteten Quellen wieder aufgesucht und denselben neue Abläufe verschafft, wodurch dem Weiterrutschen Einhalt gethan wurde (s. auch die Oberamtsbeschreibung von Rottweil S. 500 ff.). Nach den durchaus abnormen Terrain- und geognostischen Verhältnissen zu schließen, müssen am westlichen Abhange des Plettenbergs schon öfters mehr oder minder bedeutende Erdrutschen stattgefunden

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 366. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0366.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)