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Maß- und Rankenwerk ausgezierten Schreine selbst stehen die gut geschnitzten, 2/3 lebensgroßen Gestalten der h. Maria, Katharina, Barbara, des Petrus und Paulus; die äußere Fassung des Altares geschah im Zopfstil. An seiner Rückseite sieht man, stark vergangen, zwei Engel mit dem Schweißtuch angemalt, und endlich erhebt sich an der Nordwand des Chores ein prächtiges spätgothisches Sakramenthaus aus feinem Sandstein, mit Astwerk und zierlicher Spitzsäule. Im Triumphbogen hängt ein der Beachtung werthes lebensgroßes Krucifix. Die beiden Seitenaltäre und die zerfallende Orgel sind im Zopfstil gehalten, die zwei Glocken auf dem Thurm neu. Die Unterhaltung der Kirche liegt der Gemeinde ob.

Der hochaufgemauerte Friedhof enthält eine große Menge merkwürdiger Schmiedeisenkreuze, die einen eigenthümlichen, von dem der Rottweiler abweichenden Stil bekunden, und mit Zierden aus gestanzten Blechen prangen; sodann erblickt man an der Südseite des Thurmes das reiche (neu)gothische Denkmal des Anton von Ulm, geb. 21. März 1779, † 19. Jan. 1834 und seiner Gemahlin, Geborene von Sumerau, geb. 21. Okt. 1779,. † 27. Juli 1834.

Das 1846 erbaute Pfarrhaus befindet sich in gutem Zustande und ist von der Stiftungspflege zu unterhalten. Das ansehnliche zweistockige Schul- und Rathhaus wurde 1830 erbaut; es enthält 2 Schulzimmer, die Wohnungen der Lehrer (ein Schulmeister und ein Lehrgehilfe) und die Gelasse für den Gemeinderath. Hinter dem Rathhaus steht das ehemalige Kaufhaus, jetzt Spritzenmagazin; überdieß sind noch 4 öffentliche Waschhäuser und ein Backhaus vorhanden. Ein Badhaus stand früher am Mühlbach.

Gutes frisches Trinkwasser liefern hinreichend 7 laufende Brunnen, worunter zwei und ein Pumpbrunnen in Privathänden sind, überdieß fließt die Beera durch den östlichen Theil des Orts, und in sie mündet am Ort der Dellenbach. Außer diesen Gewässern entspringt auf der Markung oberhalb des Orts der Sägenbach, der nach ganz kurzem Lauf ebenfalls in die Beera mündet. So wasserreich das Thal ist, so arm ist die Hochebene an Quellwasser, das gänzlich fehlt, so daß die Filialorte mittelst Cisternen ihren Wasserbedarf spärlich zu sammeln genöthigt sind. Vicinalstraßen bestehen nach Digisheim, nach Egesheim, nach Heidenstadt und eine das Beera-Thal hinab, von letzterer zweigt eine nach Renquishausen ab. Über die Beera

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 346. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0346.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)