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Errichtung der Kaplanei erfolgte jedoch erst den 25. Okt. 1859 durch das bischöfliche Ordinariat, welchem die Kollatur zusteht im Einvernehmen mit der Kgl. Regierung.



Gosheim,
mit Mühle und Ziegelhütte,
Gemeinde III. Kl. mit 745 Einwohnern, wor. 3 Evangelische. Kath. Pfarrei; die Ev. sind nach Aldingen eingepfarrt. 2 Stunden nördlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Der Ort liegt nahe dem Rande der vom braunen Jura gebildeten hohen und steilen Terrasse, in dem hier flach beginnenden gegen Osten ziehenden Beerathal, frei und gesund, und wird großartig überragt von den im Norden sich erhebenden, schroff ansteigenden, und schön geformten (weißen) Jurabergen, dem Lemberg und dem Hochberg, von dessen Gipfeln aus man die herrlichsten Fernsichten an die Alpen, den Schwarzwald, sowie tief hinein in das Unterland genießt. – Der sehr freundliche Ort hat breite, reinlich gehaltene Straßen, seine stattlichen Bauernhäuser sind mit Ziegeln gedeckt und werden von hochwipfeligen Linden und anderen Waldbäumen, wie auch von Obstbäumen, beschattet.

Die dem h. Cyriakus geweihte große, hochgelegene Kirche erhebt sich am nordöstlichen Saum des Dorfes und wurde mit Ausnahme des westlich stehenden gothischen Thurmes im J. 1753 neu erbaut, im J. 1842 erneuert; der Chor schließt vieleckig. Das geräumige, mit flachen Decken versehene Innere besitzt einen sehr ansprechenden, im J. 1856 von Meintel in Horb verfertigten Hochaltar mit den in Holz geschnitzten Gestalten Christi am Kreuz, unten Maria und Johannes, oben schweben zwei das Blut des Erlösers auffangende Engel herbei. Auf den Seitenaltären (ebenfalls von Meintel) steht Joseph und eine äußerst liebliche Madonna. Auch die Kanzel ist neu und mit den hölzernen Relieffiguren der vier Evangelisten geziert, der hohle runde Taufstein dagegen alt und mit gothischem Maßwerk umzogen; ferner ist zu beachten eine in Holz geschnitzte Pieta von eigenthümlich freier und lebendiger Auffassung, Maria schließt den Leichnam des Herrn liebend ans Herz, eine schöne Renaissancearbeit in über 2/3 Lebensgröße. Der oben mit vier spätgothisch gefüllten Schallfenstern

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 327. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0327.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)