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Hammerwerk in das Sigmaringen’sche Dorf Bärenthal, später nach Nusplingen eingepfarrt.

Den 11. Aug. 1717 erhielt Gr. Anton von Montfort durch einen Admodiationsvertrag mit der österreichischen Hofkammer zu Innsbruck die Bärenthaler und Stockacher Berg- und Schmelzwerke samt der Schmiede in Bärenthal in Bestand.

Die im Jahre 1822 eingegangene Frisch-, Strek- und Blechhütte Bärenthal lag hart an der Grenze von Sigmaringen am Fluße Beera, im Mittelpunkt der vier Dörfer Bärenthal, Renquishausen, Egesheim und Nusplingen, von jedem eine Stunde entfernt; jetzt ist im ehemaligen Großhammer eine Mahlmühle eingerichtet. Die Beera, welche theils bei Gosheim und Deilingen theils bei Thieringen entspringt, wurde nach ihrer Vereinigung durch ein 196 Fuß langes hölzernes Gerinne auf die 8–91/2 Fuß hohen oberschlächtigen Hammerräder geleitet.

Die Großschmidte enthielt 2 Frischheerde mit Holzbälgen, 1 Aufwerfhammer und 1 Schleifstein; ungefähr 100 Fuß weiter unten am Flusse lag die Kleinschmidte mit 1 Esse, hölzernem Doppelbalg und Hammergerüst mit 3 Schwanzhämmern, nämlich Zainhammer, Strekhammer und Blechhammer. Außerdem waren an Gebäuden im Jahre 1805 vorhanden: 1 Nagelschmidte, 1 Kohlschuppen, das Verwesamtshaus, 1 Wohngebäude für den Gegenschreiber und Wirth, 4 Laborantenhäuser, Scheuern und Stallungen, Holzmagazin und eine kleine Kapelle. Zu dem Werke gehörten auch 1721/2 Jauchert eigene Waldungen auf der Egesheimer Bahn gelegen, welche aber größtentheils ausgehauen waren.

Das Erzeugniß der Frischhütte im Jahre 1805 betrug nur 1128 Centner Bengel- und Stabeisen mit einem Kohlenverbrauch von 431/2 Kubikfuß pro Centner und einem Abbrand von 21 Prozent; bei Nacht war die Arbeit eingestellt. In der Strekhütte wurden 948 Centner Stab-, Klein- und Knopper-Eisen und 30 Centner Eisenblech erzeugt. Zu 1 Centner Blech waren nicht weniger als 45 Kubikfuß Kohlen erforderlich, bei einem Abbrand von 19 Prozent. Der Selbstkosten der Fabrikate überstieg den Erlös, welcher damals vom Grobeisen 13 fl. 32 kr., Strekeisen 15 fl. 6 kr., Blech 23 fl. 20 kr. pro Centner betrug. Schlechte Wege führten auf das ganz abgelegene Werk; die einzige Verbindung mit der Post vermittelte ein Bote, welcher wöchentlich einmal nach Stockach gieng. Bei den ungünstigen Ertragsverhältnissen war man schon öfter österreichischer Seits Willens, das Werk zum Stillstand zu bringen. Der Württembergischen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 317. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0317.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)