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Märkten ist ziemlich beträchtlich und das aufgemästete Vieh wird an Metzger in der Umgegend abgesetzt. Auf der Markung läßt ein fremder Schäfer den Sommer über 4–600 St. Bastardschafe laufen. In großer Ausdehnung betreibt man die Schweinezucht (englische Race); es werden jährlich mehrere tausend Ferkel und nebenbei noch viele aufgemästete Schweine nach außen abgesetzt.

Die ausgedehnte Geflügelzucht erlaubt nicht nur einen Verkauf an jungen Hühnern etc., sondern auch von vielen tausend Eiern, hauptsächlich in die Schweiz und nach Constanz.

Von Stiftungen ist, außer dem hauptsächlich von Zehent- und Gefällablösungen herrührenden, 33.000 fl. betragenden Stiftungsvermögen, eine Armenstiftung im Betrag von 1000 fl. von dem verstorbenen Basil Hörmle zu nennen.

Von Spuren aus früher Vorzeit nennen wir in erster Linie die unfern von dem südlichen Ortsende zu verschiedenen Zeiten aufgefundenen Reihengräber; sie waren roh ausgemauert, mit Steinplatten bedeckt und enthielten neben den menschlichen Skeletten Waffen, Thonperlen etc. Auch auf der 1/4 Stunde südlich vom Ort gelegenen Flur „Hinterhausen“ wurden schon alte Waffen aufgefunden; an diese Flur anstoßend kommt der Flurname „zu Rietheim“ vor, so daß beinahe außer Zweifel liegt, daß hier irgend ein Ort gestanden. Auf der beim Nikolauskirchlein gelegenen Flur „Höf“ ist man schon auf Mauerreste, Ziegel und Backsteine gestoßen, auch läuft eine alte aus thönernen Deucheln bestehende Wasserleitung vom Schweinbrunnen her gegen diese Stelle. Nach der Sage soll hier früher Denkingen gestanden und im 30jährigen Krieg von den Schweden bis auf ein Haus, das jetzt noch steht, abgebrannt worden sein; hierauf habe man erst den Ort in seiner gegenwärtigen Stelle erbaut (?). Die in thönernen Deucheln hieher geführte Wasserleitung und der Umstand, daß man daselbst schon römische Münzen gefunden hat, deutet indessen mehr auf einen hier gestandenen Römerort, wofür man übrigens bis jetzt keine untrüglichen Beweise zu liefern im Stande ist. Auf der Flur „Lehr“ wurde ein Grabhügel entdeckt.

Zu der Gemeinde gehört:

b. Die Erlenmühle und Ipspoche, welche 3/4 Stunden westlich vom Mutterort an der Rottweil-Spaichinger Landstraße liegt und von dem Wettbach in Bewegung gesetzt wird (s. ob.). Jene wurde im J. 1832 von dem Schultheißen Hörnle für Zwecke einer Bleiche erbaut und erst später in eine Mühle umgewandelt,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0292.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)