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bei der am 9. März 1858 veröffentlichten Ausscheidung der katholischen Pfründen zwischen der Regierung und der Kirchengewalt wurde diese Pfründe der bischöflichen Kollatur zugeschieden (Reg.-Bl. von 1858 S. 30).

Neben der Pfarrei finden wir früher allhier eine Kaplanei, welche bereits in der Mitte des 15. Jahrhunderts bestanden zu haben scheint und zu welcher schon nach der genannten Hohenberger Erneuerung die Gemeinde das Nominations-, das genannte Stift das Präsentationsrecht hatte; die Wirksamkeit des Kaplans erstreckte sich nur auf die Dreifaltigkeitskirche, in der Pfarrkirche hatte er bloß an Sonntagen die Frühmesse zu lesen. In Folge der Ernennung des ersten Dekans und Stadtpfarrers zu Spaichingen im J. 1815 wurde die Kaplanei mit der Stadtpfarrstelle vereinigt, beziehungsweise in ein Vikariat umgewandelt.

Während von der Burg Baldenberg und ihren Besitzern weder die Sage noch die Geschichte etwas aufbewahrt hat, erzählen die „Statuta, Regul- und Satzungen der Lobwürdigen Bruderschafft der Allerheyligsten Dreyfaltigkeit … in der Wallfahrts-Capellen Auff dem Baldenberg …“ (12° öfters gedruckt z. B. Rottweil 1695 bei Joh. Mich. Mayer, ebenda 1730 bei Georg Kennerknecht) folgendes über die Entstehung der Wallfahrtskirche auf dem Baldenberg. Um das J. 1420 verlor ein armer Hirte, welcher auf dem Heuberg und in hiesiger Gegend das Vieh hütete, aus Unachtsamkeit einige Stücke von seiner Heerde, fand sie aber nach zweitägigem vergeblichen Suchen auf dem Platze der jetzigen Kirche gesund wieder. Aus Dankbarkeit für diese Wiederauffindung that er das Gelübde, die Personen der h. Dreifaltigkeit auszuschnitzen und hier in einem Bildstocke aufzustellen, fand jedoch alsbald in einem mit Moos und Gesträuch ganz überwachsenen Bildstock solche Bildnisse (die später auf dem Hochaltare aufgestellten). Er baute für dieselben zunächst eine Hütte oder Kapelle von Holz; als jedoch die Geschichte bekannt geworden und der Zulauf der dahin Wallfahrenden über Hand genommen, wurde aus den häufig fallenden Opfern eine größere Kapelle aus Stein- und Mauerwerk gebaut, mit neuen Bildern der h. Dreifaltigkeit geziert und den 19. Aug. 1415 durch den Constanzer Weihbischof Konrad mit einem Altar zu Ehren der h. Dreifaltigkeit geweiht. Um diesen Gottesdienst noch mehr emporzubringen, wurde mit Einwilligung der Erzherzogin Mechthilde von Österreich eine Bruderschaft allhier errichtet und dieselbe mit ihren Satzungen den 20. Mai 1461 vom Bischof Heinrich von

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0224.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)