Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

des Kirchenbaukapitals betrug im Jahre 1874 26.580 fl., das der Armenpflege 8294 fl. und das des Schulfonds 4918 fl.

Von Anstalten bestehen außer der Volksschule eine Lateinschule mit einem Präceptor, eine Realschule mit einem Reallehrer, zwei Industrieschulen und eine Ortsarmenpflege; sodann ein Gewerbeverein mit einer Lesebibliothek.

Den Verkehr vermittelt hauptsächlich die Eisenbahn; es kursiren täglich 10 Züge, ferner kommt ein Eilwagen von Wehingen täglich zweimal in Spaichingen an und geht zweimal wieder nach Wehingen zurück. Ein Frachtfuhrmann fährt nach Freiburg im Breisgau und ein weiterer zwischen Rottweil und Tuttlingen.

Die Stadt hat das Recht, in den Monaten Februar, März, Juni, August, Oktober und November Krämer- und Viehmärkte, und überdieß noch in den Monaten März, Mai und Juli besondere Viehmärkte abzuhalten.[1]

Was endlich die Spuren aus früher Vorzeit betrifft, so stand auf der südlichsten Spitze des Dreifaltigkeitsbergs die Burg Baldenberg; man sieht daselbst noch einen Graben, der quer über die Rückenspitze des Bergs zieht, und von diesem läuft oben an der östlichen Seite des steilen Bergabhangs ebenfalls ein Graben bis zu einem Quergraben nördlich von der Dreifaltigkeitskirche, so daß diese innerhalb der ehemaligen Befestigung steht; die eigentliche Burg stand schon auf Balgheimer Markung. Etwa 1/4 Stunde südlich von Spaichingen an der Straße von Hausen ob Verena wird eine Flur „Steinweiler“ genannt und ganz in der Nähe kommt der Flurname „Stockingen“ vor; beide Benennungen deuten auf abgegangene Wohnorte. Nach der Volkssage soll hier das Kloster Verena gestanden sein und die


  1. Von ältern Zeiten her hatte Spaichingen das Recht, am Josephstag, Antons von Padua Tag, Mariä Geburtstag und Donnerstag vor Martini Jahrmärkte, sowie jeden Montag einen Wochenmarkt zu halten, in Folge der Kriegszeiten kamen jedoch diese Jahrmärkte längere Zeit wieder ab und am Josephstage 1741 fand wieder der erste statt. Nach einer den 12. Jan. 1789 aus Wien erhaltenen Erlaubniß wurde zu Spaichingen ein wöchentlicher Kornmarkt errichtet und das Kornhaus am 16. März eröffnet, auch der Zoll für das Malter Frucht von 4 auf 2 Kr. herabgesetzt; nachdem dieser Markt inzwischen eingeschlafen, wurde er den 3. Dezember 1821 wieder eröffnet und auf jeden Montag festgesetzt mit der Bestimmung, daß an Markt, Stand und Meßgeld für den Scheffel 4 Kr. zu zahlen seien (Schwäbische Chronik von 1789 S. 94, von 1821 S. 854).
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0216.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)