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Nach der mit der Zollvereinszählung vom Jahr 1861 verbunden gewesenen Aufnahme wurden gezählt:

Irrsinnige Blödsinnige Taubstumme Blinde
12 19 13 11
und nach der Aufnahme von 1853 war die absolute Zahl
derselben im Oberamt Spaichingen
14 18 17 15


Stamm und Eigenschaften der Einwohner.[1]

Die Bewohner des Oberamts Spaichingen sind wesentlich Nachkommen der Alemannen. Zur Zeit der Völkerwanderung wurde das jetzige Württemberg und Baden durch den deutschen Stamm der Alemannen von dem Römerjoche befreit. Ihr Wohnsitz hieß Suevia und erstreckte sich zu Anfang des V. Jahrhunderts von den Alpen bis zum Main, und vom Lech bis zu den Vogesen. Im Jahr 496 wurden die Alemannen von dem Frankenkönig Chlodwig bei Zülpich geschlagen und von demselben unterworfen. Der nördliche Theil ihres Landes wurde von den Franken besetzt, der südliche Theil blieb unvermischt und erscheinen die Einwohner des Oberamts Spaichingen besonders der Sprache nach als Nachkommen der Alemannen.

Die Hauptbeschäftigungen der Einwohner sind Ackerbau, Viehzucht und etwas Gewerbe. Die Oberamtsstadt Spaichingen hat einige Industrie; Cigarren-, Pianoforte- und Orgelfabrikation. In Balgheim ist eine Teppichweberei. Die Bierbrauerei wird in Stadt und Land vielfach betrieben. Das Kleingewerbe ist meist mit Landwirthschaft verbunden.

Der nahezu vollendete Bau einer Gewerbehalle zum Zweck des gewerblichen Unterrichts, sowie die Errichtung einer weiblichen Fortbildungsschule zeugen von dem Eifer, die Gewerbe in gedeihlichen Aufschwung zu bringen.

Von den Bewohnern des auf dem Heuberg liegenden Theils des Oberamtsbezirks gehen viele der männlichen Bevölkerung jedes Frühjahr in die Schweiz, nach Elsaß und Frankreich, um dort als Maurer, Gypser und Zimmerleute zu arbeiten, von wo sie, bei Beginn des Winters, mit ihren Ersparnissen zurückkehren. Den Winter über beschäftigen sie sich mit Fabrikation von hölzernen Rechen und Gabeln, welche im Frühjahr in ganzen Wagenladungen in die nähere und weitere Umgegend ihren Absatz finden. Manche weben Zeuglen, Corsetten. Die


  1. Der erste Theil dieses Abschnitts von Oberamtsarzt Dr. Jetter in Spaichingen.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0101.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)