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Herrenzimmern abzweigt; an ihnen, wie auch an den übrigen gut unterhaltenen Ortsstraßen lagern sich freundlich die meist ansehnlichen, getünchten Bauernhäuser mit den angebauten Scheunen, die theilweise noch mit Stroh – oder Schindeln gedeckt – und an den Giebelseiten verschindelt sind. Die Räume zwischen den Gebäuden füllen Gemüse- und Baumgärten aus; auch haben sich mitunter kräftige Waldbäume in dem Ort eingebürgert.

Die dem h. Gallus geweihte Kirche steht frei im südöstlichen Theile des Dorfes, rechts von der breiten Hauptstraße, und wurde im vorigen Jahrhundert (1786) im Zopfstil neugebaut. Der vierstockige Thurm, der an der Ostseite des mit dem Schiffe gleich breiten Chores steht, ist noch alt, hat oben vier spätgothisch gefüllte spitzbogige Schallfenster und trägt ein Satteldach mit schönem Schmiedeisenkreuze; sein unterstes Geschoß ist kreuzgewölbt und öffnet sich gegen Osten mit einem Rundbogenfensterchen. Das Innere der Kirche zeigt hübsche flache Stuckdecken im Rococogeschmack und bemerkenswerthe aus Rottweil stammende spätgothische Holzskulpturen: so den nördlichen, noch bemalten Seitenaltar. In seiner Mitte thront Maria mit dem Kinde, hinten und zu Seiten schöne vergitterte Maßwerksfenster. Auf den Flügeln (innen) sieht man Geburt und Beschneidung Christi, sowie die Anbetung des Kindes und den Tod der Maria (die Außenseiten der Flügel nicht sichtbar). Sämtliche Figuren sind noch bemalt. Ferner befindet sich an der Nordwand des Schiffes eine große sehr treffliche noch ganz bemalte Relieftafel, die trauernden Frauen mit Salbgefässen; auch das schöne Krucifix auf dem im Zopfstil gehaltenen Hochaltar scheint noch alt zu sein.

Bei der von der Stiftungspflege zu unterhaltenden Kirche erhebt sich eine Linde, auch schließt sich der frühere Gottesacker daran; der neue, von einer Mauer umgebene, wurde im Jahre 1846 südöstlich vom Ort angelegt.

An der Landstraße von Rottweil nach Villingen steht bei einer großen Linde die St. Oswaldskapelle, mit der Jahreszahl 1672 über dem Eingang.

Zunächst der Kirche liegt das 1806 erbaute, wohlerhaltene, zweistockige Pfarrhaus, dessen principale Baulast der Gemeindepflege, die subsidiäre dem Staat obliegt. Das ansehnliche Schulhaus, zwei Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath enthaltend, wurde 1833 erbaut. Ein öffentliches Backhaus und ein Farrenhaus sind vorhanden.

Mit gutem Trinkwasser, das 2 laufende, 60 Pump- und 2 Schöpfbrunnen liefern, ist der Ort hinreichend versehen, auch besteht eine Wette. Die Markung ist arm an Quellen und die einzige

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 536. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0536.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)