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Schwenningen,
mit Eisenbahnstation,
Gemeinde II. Klasse mit 4314 Einwohnern, worunter 119 Katholiken, 1 von eigener Konfession und 1 Israelit. a. Schwenningen, Pfarrdorf mit Marktrecht, 4221 Einwohner; b. mittlere Mühle, Hof, 10 Einwohner; c. obere Mühle, Hof, 15 Einwohner; d. untere Mühle, Hof, 8 Einwohner; e. Wilhelmshall, Weiler, 43 Einwohner[1]; f. Ziegelhütte, Haus, 17 Einwohner. Evang. Pfarrei; die Katholischen sind nach Mühlhausen O.A. Tuttlingen eingepfarrt. 4 Stunden südwestlich von der Oberamtsstadt gelegen. Schwenningen ist der Sitz von zwei Ärzten, eines Postamts und eines Amtsnotariats; auch befindet sich daselbst eine Apotheke. Überdieß hat der Ort eine Eisenbahn- und Telegraphenstation.

Schwenningen[2], mit Ausnahme der Oberamtsstadt, der weit größte und schönste Ort des Oberamtsbezirks, hat eine freundliche freie Lage auf der flachwelligen, zwischen der Keuperterrasse und dem Schwarzwald sich ausbreitenden Ebene, durch die sich der nur 1/4 Stunde südlich vom Ort entspringende Neckar eine unbedeutende Rinne gefurcht hat. Der größte Theil des Orts ist auf der linken Seite des noch ganz jugendlichen Neckars theils auf sanft gegen denselben geneigtem Terrain, theils auf einem Flachrücken hingebaut, während der weit kleinere und in jeder Beziehung minder ansehnliche Ortstheil auf der rechten Neckarseite seine Stelle gefunden hat. Der Ort ist mit breiten, gut unterhaltenen, gekandelten Straßen durchzogen und hat namentlich in dem nordwestlichen Theile nach dem großen Brande im Jahr 1850, den 23. Juli, wobei 100 Gebäude ein Raub der Flammen wurden, eine ganz regelmäßige Anlage erhalten. Der übrige Theil des Orts ist mit Ausnahme der Schützengasse und des auf der rechten Seite des Neckars gelegenen Ortstheils, „am Neckar“ genannt, weniger regelmäßig angelegt. Neben ansehnlichen, häufig im städtischen Stil gehaltenen Gebäuden trifft man hier stattliche Bauernhäuser, die zum Theil noch verschindelt und mit Schindeln gedeckt sind, wie auch einzelne auffallend kleine Wohnungen, die mit den übrigen kontrastiren. Der Ortstheil „am Neckar“ aber besteht durchaus aus kleinen einstockigen enge aneinander gereihten Häuschen, die meist von Taglöhnern und Arbeitern für


  1. In neuester Zeit weggezogen.
  2. Literatur: Sturm, F. W., Versuch einer Beschreibung von Schwenningen in der Baar in geognostischer, landwirthschaftlicher und medicinischer Beziehung. Tübingen 1823. Kohler, Tuttlingen, Beschreibung und Geschichte dieser Stadt und ihres Oberamts-Bezirks. Tuttl. 1839. II. S. 151–166.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 508. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0508.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)