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Abendmahlskelch. Die Unterhaltung hat die Kirchenpflege. Das freundliche, im J. 1803 erbaute Pfarrhaus steht dicht bei der Kirche; es besteht dafür ein eigener Baufonds. Der Gottesacker wurde im Jahre 1836 außerhalb des Orts angelegt.

An dem bei der Kirche stehenden Wirthshause zum Rößle befindet sich eine schön geschnitzte Eichenholz-Thüre im späten Renaissancegeschmack.

Das im Jahre 1820 erbaute ansehnliche, dreistockige Schulhaus enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath. Ein öffentliches Back- und Waschhaus und ein Armenhaus sind vorhanden.

Trinkwasser, das jedoch etwas gipshaltig ist, liefern hinlänglich 20 Pumpbrunnen; überdieß fließt die Starzel viel gekrümmt mitten durch den Ort und die Prim ganz nahe an demselben vorüber, auch münden der Weiherbach und der Vogelsangbach noch auf der Markung in die Prim. Zwei hölzerne Brücken sind über die Prim und eine über die Starzel angelegt; die letztere unterhält der Staat, die übrigen die Gemeinde. Beide Gewässer treten zuweilen aus, ohne jedoch erheblichen Schaden anzurichten. Nordwestlich vom Ort lagen in dem Primthal der obere und der untere Weiher, die trocken gelegt wurden und nun als Wiesengründe benützt werden.

Die sehr geordneten fleißigen Einwohner, ein kräftiger gesunder Menschenschlag, befinden sich in günstigen Vermögensverhältnissen; der wohlhabendste Ortsbürger besitzt 108 Morgen, der sog. Mittelmann 40 Morgen und die minderbemittelte Klasse 4–5 Morgen Grundeigenthum. Einer Unterstützung von Seiten der Gemeinde bedarf gegenwärtig Niemand. Die Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Viehzucht und Taglohnarbeiten, namentlich in den Gipsbrüchen. Die Gewerbe beschränken sich, mit Ausnahme einer Mühle mit 3 Mahlgängen, einem Gerbgang, einem Gipsgang und einer Hanfreibe, auf die nöthigsten Handwerke. Zwei Schildwirthschaften, je mit Brauerei verbunden, und 2 Kramläden sind vorhanden.

Die nicht große Markung, von der ein ziemlicher Theil mit Wald bestockt ist, hat, soweit sie für den Feldbau benützt wird, eine flache, theilweise hügelige Lage an den Ausläufern der in die Markung eingreifenden, ziemlich hohen, meist dem Waldbau dienenden Keupergehänge. Auf der über dem Dorf gelegenen Bergspitze „Kapf“ erschließt sich dem Auge eine herrliche Aussicht in die nahen Thäler und über den nördlichen Theil des Oberamtsbezirks Rottweil bis an den Schwarzwald. Der im allgemeinen fruchtbare Boden besteht meist aus den schweren thonigen Zersetzungen der Gipsmergel, während sich in der weiten Primthalebene sehr ergiebige, dem

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 483. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0483.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)