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geschmückte Rippenkreuzgewölbe auf Wandsäulchen. Die drei Altäre sind gar zierlich geschnitzt in neugothischem Stil, mit zartgehaltenen Heiligenbildern, prächtigem Laubwerk und hohen feinen Baldachinen; Kanzel, Orgelgehäuse, Taufstein und Kirchenbänke sind alle in demselben Geschmack trefflich ausgeführt. An der Südseite der Kirche steht der alte unscheinbare, mit Staffelgiebeln besetzte Thurm, der für die jetzige Kirche zu niedrig ist und durch einen schöneren ersetzt werden soll. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftungspflege. Der nordöstlich vom Dorf, im Jahre 1837 angelegte ummauerte Friedhof besitzt hübsche Grabsteinchen aus Buntsandstein und viele schöne Schmiedeisenkreuze.

Das saubere zweistockige, im Jahre 1803 erbaute Pfarrhaus steht bei der Kirche und ist ebenfalls von der Stiftungspflege zu unterhalten. Das 1824 erbaute, gut erhaltene Schulhaus enthält zwei Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath. Ein öffentliches Backhaus ist vorhanden. Vicinalstraßen nach Hausen, Nieder-Eschach und Zimmern sichern dem Ort den Verkehr mit der Umgegend.

Gutes Trinkwasser liefern reichlich 10 laufende Brunnen, denen theilweise das Wasser mittelst 400′ langen Wasserleitungen zugeführt wird. Eine Wette für Schafwasch, die auch von den Nachbarorten häufig benützt wird, ist vorhanden. Überdieß fließt die muntere vielgekrümmte Eschach durch das Dorf und nimmt in demselben den von Mariazell herkommenden Fischbach auf; letzterer erhält etwa 1/4 Stunde vor seiner Einmündung starke Zuflüsse durch den Teufenbach und durch eine zweite aus dem Badischen herkommende Eschach. Über die Eschach führen im Ort zwei hölzerne Brücken und ein Steg, überdieß ist eine hölzerne Brücke über den Teufenbach angelegt. Auch die Markung ist reich an Quellen, von denen der Höllensteinbrunnen, der Kollerwäldlebrunnen und die zwei Wiesenbrunnen die bedeutendsten sind. Periodisch fließende Brunnen, sog. Hungerbrunnen, kommen mehrere vor.

Die allgemein geordneten und fleißigen Einwohner sind kräftige gesunde Leute, die sich hauptsächlich durch Feldbau und Viehzucht ihr Auskommen sichern; auch sind die meisten Handwerker vertreten, von denen die Maurer und Schneider nach außen arbeiten; zwei Uhrengehäusefabrikanten liefern ihre Ware nach Baden. Ferner befinden sich im Ort eine Mühle mit 2 Mahlgängen, einem Gerbgang und einer Hanfreibe, zwei Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei, ein Kaufmann und zwei Krämer. Linnen- und Wollspinnerei wird für den eigenen Bedarf getrieben. Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind wegen der in den Jahren 1862,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 455. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0455.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)