Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Epfendorf mit dessen Zugehörungen an verschiedenen Orten, so zu Bösingen, Waldmössingen, Harthausen, Irslingen „Ancencimbra“ (die erste Silbe nach Förstemann a. a. O. Sp. 96 wohl abzuleiten von ant, antes und dem damit zusammenhängenden angelsächsischen ent, gigas), an die Abtei Petershausen übergibt (Wirt. Urkb. 1, 231). Wie anderwärts in der Gegend war wohl auch hier St. Gallischer Besitz und die ortsadelige Familie trug in älterer Zeit Zimmern von diesem Kloster zu Leben; in dem Kampfe, welcher in den J. 1077–1080 über den Besitz der Abtei entstand und welcher mit demjenigen der Gegenkönige Heinrich IV. und Rudolf von Schwaben zusammenhing, eroberte, plünderte und verbrannte nach mehrfacher Überlieferung[1] des letzteren Anhänger, Herz. Berthold der Bärtige von Zähringen, die obere Burg und das Städtchen, da die Herren Gottfried der Ä. und der J. als St. Gallische Lehensleute und Anhänger des von K. Heinrich eingesetzten Abtes zu der anderen Partei hielten. Ein ähnliches Geschick traf Herrenzimmern im J. 1312 (s. ob. S. 243); nur die untere Feste soll dieses, wie das erste Mal Stand gehalten haben (zimmerische Chronik 1, 162, 176).

Der Ort war, wie öfters erwähnt, in älterer Zeit ein Städtchen, als solches wird er z. B. genannt in Urkunden von 1327 (als Adelheid Staimars des Suters Wittwe ein hiesiges Gütlein an die niedere Klause zu St. Pelaien in der Altstadt verkaufte), 1495 (s. o.); doch heißt es schon in der zimmerischen Chronik (2, 320): „Antianzimbern das Dorf, so vor Jaren ein Stettlin gewest“. Er war früher ummauert: noch im J. 1432 wird ein oberes Thor hier erwähnt und in neurer Zeit stieß man beim Graben von Kellern auf Spuren einer Stadtmauer, die sich rings herum verfolgen läßt, nach welcher das Städtchen jedoch von kleinem Umfang gewesen sein muß.

Beim Eingang gegen Westen stund die obere Feste, von welcher jetzt noch Überbleibsel eines Walls und Grabens nahe beim Schulhause zu sehen sind, östlich auf dem Vorsprung eines Bergrückens die untere Feste, das eigentliche Schloß Herrenzimmern, das in seinem jetzigen Zustande oben beschrieben ist.

Die sonstige Geschichte des Städtchens sowohl als dieser beiden Festen, soweit dies für den vorliegenden Zweck überhaupt zulässig, ist schon in der Geschichte der Familie Zimmern dargestellt.


  1. Vrgl. zimmerische Chronik 1, 73. Ruckgaber Zimmern 33. Pfister Gesch. von Schwaben 2, 139. Martens Gesch. der krieger. Ereignisse 23. Fickler Berthold der Bärtige (Mannheim 1856) 76. 83.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 451. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0451.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)