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Grundeigenthum besitzen. Dagegen sind etwa 60 Morg. Güter im Eigenthum des Freiherrn von Cotta. Auf angrenzenden Markungen besitzen die Ortsbürger etwa 25 Morgen Güterstücke. Die Haupterwerbsquellen der Einwohner sind ziemlich beschränkte Landwirthschaft, etwas Viehzucht und einiges Gewerbe; von letzterem nennen wir eine Mühle im Ort mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, eine Sägmühle, eine Ziegelhütte, zwei Schildwirthschaften, vier Krämer und ziemlich viele Maurer, Zimmerleute und Ziegler, die auch nach außen arbeiten. Die Handstickerei wird für Schweizer Häuser stark betrieben.

Die mittelgroße Markung, von der jedoch beinahe die Hälfte von den zur Gemeinde gehörigen, im Eigenthum des Freiherrn von Cotta stehenden Parzellen eingenommen wird und von der überdieß ein großer Theil aus Wald und Weide besteht, ist sehr bergig und mühsam zu bebauen; in dieselbe fallen die steilen Albberge Schafberg, Lochenstein und Wenzelstein, ferner beinahe der ganze östliche Steilabfall des Plettenbergs und ein Theil des schroffen Heubergabhanges; von sämtlichen Punkten genießt man die herrlichsten Aussichten (s. hier. den allg. Theil, Absch. „Naturschönheiten“). Der Boden ist mittelfruchtbar, theilweise beinahe unergiebig, schwer, naßkalt, nicht tiefgründig und besteht theils aus Lehm, theils aus den Zersetzungen des braunen und des weißen Jura. Die Wiesen sind mitunter naß und erzeugen saures Futter.

Das Klima ist ziemlich rauh, jedoch gegen starke Winde geschützt, daher auch das Obst in guten Jahrgängen geräth, dagegen gedeihen feinere Gewächse nicht mehr. Hagelschlag kommt selten vor, weil der Plettenberg und der Deilinger Berg günstige Wetterscheiden bilden.

Die Landwirthschaft wird im Dreifelder- und Fünffeldersystem, so gut als es die natürlichen und ökonomischen Verhältnisse erlauben, fleißig betrieben und der Boden neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln auch mit Gips und Asche zu verbessern gesucht. Der Wendepflug ist noch immer der häufigste und neben ihm hat die eiserne Egge und die Dreschwalze Eingang gefunden. Mit Ausnahme des Roggens kommen die gewöhnlichen Cerealien, und von diesen vorzugsweise Haber und Dinkel zum Anbau, auch wird die beinahe ganz benützte Brache mit Kartoffeln und in namhafter Ausdehnung mit Futterkräutern (dreibl. Klee, Luzerne, Esparsette, Futterwicken), ferner in geringer Weise und nur zum eigenen Bedarf mit Reps, Flachs und Hanf angeblümt. Die Felderzeugnisse reichen weitaus nicht zur Befriedigung des örtlichen Bedürfnisses, so daß noch 2/3 des Bedarfs von außen bezogen werden muß. Der Wiesenbau ist verhältnißmäßig ausgedehnt, dennoch muß noch Futter zugekauft werden; die 1–2 mähdigen Wiesen liefern sehr verschiedenes, theils gutes theils geringes Futter. Die Obstzucht wird ziemlich stark

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 422. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0422.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)