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Feckenhausen,
mit Jungbrunnen,
Gemeinde III. Kl. mit 261 Einwohnern, worunter 10 Evangelische. Kath. Pfarrei; die Evangelischen sind nach Rottweil eingepfarrt. 11/4 Stunden östlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Der kleine, aber nicht unfreundliche Ort hat auf dem schmalen Bergrücken zwischen den tief eingeschnittenen Thälchen des Jungbrunnenbachs und des Knollenbachs eine hohe, freie und gesunde Lage, von der man eine sehr weitreichende anziehende Aussicht in das obere Neckar-Thal, an den Schwarzwald und an die nahe gelegene Alb mit ihren Vorbergen genießt. Der Ort bildet eigentlich nur eine beinahe rechtwinklig sich brechende gut unterhaltene Straße, an der hinter Obstgärten versteckt die theils ansehnlichen, größtentheils mittelgroßen ländlichen Gebäude in mäßigen Entfernungen von einander hingebaut sind. Am südlichen Ende des Dorfs steht die Pfarrkirche, die im Jahre 1871 abbrannte, gegenwärtig aber wieder aufgebaut wird. Die Baulast der Kirche hat die Stiftungspflege. Der um die Kirche gelegene Begräbnißplatz wurde 1872 aufgegeben und außerhalb des Orts verlegt. Das gegenüber der Kirche stehende Pfarrhaus befindet sich in gutem Zustande und ist ebenfalls von der Stiftungspflege zu unterhalten. Das 1833 erbaute Schulhaus enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath. Überdieß sind ein Armenhaus, ein Back- und Waschhaus vorhanden. Eine Vicinalstraße auf die Schömberg-Spaichinger Landstraße ist angelegt und von ihr gehen eine Vicinalstraße nach Zepfenhan und eine weitere über Jungbrunnen nach Rottweil ab. Zwei laufende, 4 Pump- und zwei Schöpfbrunnen liefern gutes Trinkwasser, das jedoch zuweilen so spärlich fließt, daß der Wasserbedarf theilweise aus einer etwa 1/4 Stunde vom Ort entfernten Quelle bezogen werden muß. Auch die Markung ist nicht besonders quellenreich und von Bächen berühren sie der Jungbrunnenbach und der Knollenbach, auch Tannbach, genannt. Über den ersteren ist eine steinerne, von der Gemeinde zu unterhaltende Brücke angelegt.

Die körperlich kräftigen und wohlgebauten Einwohner, von denen gegenwärtig nur eine Person über 80 Jahre alt ist, sind geordnete fleißige Leute, die ihre Haupterwerbsquellen in Feldbau und Viehzucht finden, während die Gewerbe kaum den nöthigsten Bedürfnissen dienen. Drei Schildwirthschaften und ein Kramladen sind vorhanden. Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind ziemlich befriedigend,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 400. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0400.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)