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der gute Werk- und Schleifsteine liefert, und beim Stittholzhof eine Streu- und Fegsandgrube. In den Jahren 1861–1864 wurde in dem 1/2 Stunde nordwestlich vom Ort gelegenen Bergwald erfolglos auf Steinkohlen gebohrt (s. hier. den Abschnitt „Gebirgsarten und Mineralien“). Das Klima der hochgelegenen, den Winden sehr ausgesetzten Markung, die im Westen schon an den eigentlichen Schwarzwald grenzt, ist rauh und schädliche Frühfröste kommen häufig vor, daher auch das Obst nicht gedeihen will; Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung zweckmäßiger Ackergeräthe gut betrieben und der Boden neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln mit Gips, Asche, Kunstdünger etc. zu verbessern gesucht. Zum Anbau kommen vorherrschend Dinkel, ferner Gerste, Linsengerste, Haber, weniger Roggen, Kartoffeln, Futterkräuter, Wicken, Erbsen, Ackerbohnen und in geringer Ausdehnung Reps, Hanf und Flachs. Von den Felderzeugnissen können jährlich über den eigenen Bedarf nach außen abgesetzt werden 3500 Scheffel Dinkel, 450 Scheffel Gerste und Linsengerste und 600 Scheffel Haber. Der Absatz geht nach Schramberg und in das Kinzig-Thal, theilweise auch nach Straßburg. Der ziemlich ausgedehnte Wiesenbau liefert größtentheils ein gutes und nur etwa 1/6 des Wiesenareals ein geringes Futter. Die Wiesen, von denen die meisten zweimähdig und nur wenige dreimähdig sind, können nicht bewässert werden. Die mit späten Mostsorten und Zwetschgen sich beschäftigende Obstzucht ist nicht von Belang und der Obstertrag reicht auch in günstigen Jahren nicht für das örtliche Bedürfniß. Eine Gemeindebaumschule ist vorhanden und zur Pflege der Obstkultur sind 2 Ortsbürger aufgestellt.

Die Gemeinde besitzt 2178 Morgen Nadelwald, die jährlich 900 Klafter und 9000 St. Wellen ertragen; hievon erhält jeder Bürger 11/2 Klafter und überdieß wird noch für 3–4000 fl. Holz zu Gunsten der Gemeindekasse verkauft; ferner bezieht letztere 5–800 fl. Pacht aus der Brach- und Stoppelweide und 5–600 fl. aus der Pferchnutzung.

Die Pferdezucht ist nicht von Bedeutung, dagegen die Pferdehaltung (man hält einen kräftigen Landschlag) von einigem Belang, weil das Feld vorzugsweise mit Pferden und Ochsen, wenig mit Kühen bestellt wird. Einen besonderen Erwerbszweig der Einwohner bildet die mit einer Kreuzung von Land- und Simmenthalerrace sich beschäftigende Rindviehzucht, zu deren Erhaltung und Veredelung 5–6 gekreuzte Zuchtstiere aufgestellt sind. Der Handel mit Vieh in das Badische und in das württembergische Unterland ist ziemlich beträchtlich; Viehmastung treiben hauptsächlich nur

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 395. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0395.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)