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Altäre, im Zopfstil gehalten ist, sieht man eine sehr schöne Kopie der herrlichen Madonna von Foligno von Rafael, eine Stiftung des verstorbenen Baron J. G. v. Cotta. An der Nordseite des Chores erhebt sich ein schönes leider unten verdecktes und zerstörtes gothisches Sakramenthaus; daneben führt eine zierliche gothische Stabwerkspforte, deren Thürverschluß noch das alte kräftige Schmiedeisenbeschläge hat, in das tonnengewölbte unterste Geschoß des Thurmes, jetzt die Sakristei. An der Pforte steht die Jahreszahl 1470, ohne Zweifel die Zeit der Erbauung des Thurmes und der Verfertigung des Sakramenthauses. Im Schiffe sieht man zwei kleine in Holz geschnitzte gothische Engel (Brustbilder auf Wolken) als Lichterträger, und an der Nordwand ein sehr großes Krucifix, wohl nicht alt, mit unförmlichem Körper, aber mit großartig strengem lang gelocktem Haupte; ferner zwei sehr hübsche übereinander stehende Renaissancegrabmälchen, das obere mit der Statuette eines Knäbleins und der Inschrift: Hie ligt begraben Das wohl Edel knäblin Maximilian von Stotzingen, seines Alters 55 wochen, so den 5. July Anno 1615 zu Gott seliglich Entschlaffen. Darunter ein sehr reiches, mit der Statuette eines 1592 verstorbenen Mädchens geschmückt, aber mit unleserlicher Inschrift. Das Fenster daneben enthält Reste alter Glasmalereien. Der achteckige, im Zopfstil gehaltene Taufstein trägt die Jahreszahl 1753. Die schon genannte tonnengewölbte Sakristei besitzt ein etwa 3 Fuß hohes altgothisches Madonnenbild mit dem bekleideten Christusknaben.

An der Ostseite des Chores, dicht beschattet von schönen Bäumen und von Epheu fast ganz überwuchert, sind die Grabmäler des Baron Johann Georg von Cotta (geb. 19. Juli 1796, † 1. Febr. 1863) und seiner Gemahlin, geb. von Adlerflycht, (geb. 4. Aug. 1802, † 24. Aug. 1838), beide mit den lebensgroßen und halberhabenen Gestalten der Verstorbenen geziert.

Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftung, die subsidiäre Baupflicht hat die Gemeinde.

Südwestlich vom Ort am Wege nach Schömberg steht auf einem künstlich aufgeworfenen, eine prächtige Aussicht gewährenden Hügel, umgeben von vier herrlichen Linden, die St. Annakapelle; dabei der mit vielen schönen Grabsteinen und schmiedeisernen Todtenkreuzen geschmückte ummauerte Friedhof, der im J. 1843 angelegt wurde.

Das in der Nähe der Kirche stehende sehr freundliche Pfarrhaus wurde 1839 erbaut und ist von der Stiftungspflege zu unterhalten. Das ansehnliche, 1817 erbaute dreistockige Schulhaus enthält 2 Lehrzimmer, die Gelasse für den Gemeinderath, die

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 384. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0384.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)