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mehr auf den Verkauf von Jungvieh als von gemästetem. Auf der Markung läßt ein fremder Schäfer den Sommer über 400 St. Rauhbastardschafe laufen. Der Abstoß der Schafe geht nach Frankreich.

Von den örtlichen Stiftungen betragen: die Heiligenpflege 11.600 fl., die Armenpflege 2800 fl. und die Schulpflege 1660 fl., die ursprünglichen Stifter sind nicht bekannt.

Von Überresten aus früher Vorzeit nennen wir die Römerstraße von Rottweil nach Sulz, welche durch den östlichen Theil des Dorfes lief und nun größtentheils als Vicinalstraße von Dietingen nach Böhringen dient; von ihr geht an der 1/4 Stunde südlich vom Ort gelegenen Kapelle eine weitere Römerstraße ab, die nach Epfendorf und weiter hin auf das sog. Schänzle bei Röthenberg führte. Auf dem 1/8 Stunde südöstlich von Dietingen gelegenen „Heidenbühl“, wo nach der Sage ein Schloß gestanden sein soll, findet man Bauschutt, römische Ziegel, Bruchstücke von röm. Gefäßen, die einen hier gestandenen römischen Wohnplatz untrüglich nachweisen. Im Jahre 1811 ist ein Theil des Gemäuers ausgegraben und zu Straßenmaterial verwendet worden, bei dieser Veranlassung fand man ebenfalls Bruchstücke von römischen Gefäßen und einen Stein mit Inschrift, der leider von den Arbeitern zusammen geschlagen wurde.

Auf der äußersten Spitze des bei Hohenstein gelegenen Schloßbergs stand ein Waldbruderhaus.

Der Ort, in früherer Zeit Deotingun, Teotingas, Teotinga, Thietinga, geschrieben, wird zuerst erwähnt, als Gr. Gerold (s. o. S. 151) den 3. Mai 786 hiesigen Besitz an das Kl. St. Gallen schenkte, als ein gewisser Cunthart den 6. Dec. 792 sein väterliches und brüderliches Erbe „in pago Perahtoldespara in villa Teotingas“ mit allem was dazu gehörte, um 200 Solidi an den Bischof Agino von Constanz verkaufte, ferner als Gr. Berthold (s. ob.) den 27. März 793 vom Kl. St. Gallen hiesigen Besitz, den er demselben früher überlassen, zurückverliehen erhielt, sowie endlich als den 10. Mai 882 ein gewisser Tunno seine hiesigen Güter gegen des Klosters St. Gallen Besitz zu Stetten vertauschte (Wirt. Urkb. 1, 34. 43. 44. 182; in Eccehardi IV. Casus St. Galli aus den J. 890–971 [Pertz Monum. 2, 133] wird Thietingen villa nostra genannt).

Das Dorf gehörte ursprünglich zur Neckarburg und theilte deren Geschicke, insbesondere dasjenige rüti-neuneckischen und sulzischen Besitzes; den 5. März 1360 verwies der öfters genannte Renher von Rüti seine Gemahlin wegen ihrer Heimsteuer und Morgengabe mit

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 375. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0375.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)