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gegenwärtigen Zwecken einrichten ließ. Die an der Schule angestellten Lehrer (zwei Schulmeister und ein nicht ständiger Lehrer) wohnen in besonderen der Gemeinde gehörigen Gebäuden. Ein Backhaus, ein Armenhaus und 3 Waschhäuser sind vorhanden. In der Nähe des Schul- und Rathhauses steht der Gasthof zum Ochsen, ein alterthümliches Gebäude mit Staffelgiebeln und der Jahrszahl 1551 über dem Eingang, ursprünglich ein Nebengebäude des Schlosses.

Mit sehr gutem Trinkwasser, das 23 laufende, 10 Pump- und 3 Ziehbrunnen spenden, ist der Ort aufs reichlichste versehen. Im südöstlichen Theil des Orts, im sogenannten Bad, befindet sich eine schwefelhaltige Quelle, deren Wasser unangenehm zum Trinken und unbrauchbar zum Kochen ist, dagegen früher zum Baden benützt wurde. Überdieß fließt mitten durch den Ort der Neckar, welcher auf der Markung 3/4 Stunden südlich vom Ort einen Zufluß durch die Steppach erhält. Auch an Quellen ist die Markung sehr reich, namentlich sind die drei Keckbrunnen, einer am Fuß des Kehlwalds, 2 unter dem alten Schloß im Neckarthal 1/2 Stunde oberhalb des Orts entspringend, sehr beträchtlich und liefern in trockenen Sommern, wenn der Neckar von Schwenningen her versiegt, öfters längere Zeit demselben den ersten Zufluß. Bei schnellen Schneeabgängen und starken Regengüssen tritt dagegen der Neckar öfters über sein Bett und verursacht Schaden. Über ihn sind eine steinerne und 2 hölzerne Brücken, 5 Stege und eine Eisenbahnbrücke angelegt, deren Unterhaltung, mit Ausnahme der Brücke im Ort und der Eisenbahnbrücke, der Gemeinde obliegt.

Die im allgemeinen kräftigen und wohlgebauten Einwohner, von denen gegenwärtig 5 über 80 und 2 über 90 Jahre zählen, sind geordnet und fleißig; ihre Hauptnahrungsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht und nebenbei in verschiedenem Gewerbe. Von dem letzteren nennen wir außer den gewöhnlichen Handwerken eine Korsettenfabrik, eine Fabrik für Uhrenbestandtheile, drei Mahlmühlen (die obere Mühle mit 5 Mahlgängen und einem Gerbgang, die mittlere mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang und die untere mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang), ferner 3 Ölmühlen, 3 Hanfreiben, 3 Sägmühlen, eine Gipsmühle, eine Ziegelei, 10 Schildwirthschaften, worunter 6 mit Bierbrauereien, 4 Kauf- und 2 Kramläden. Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind gut, indem der größte Güterbesitz eines Bürgers 103 Morgen beträgt, während der Mittelbegüterte etwa 30 Morgen und die ärmere Klasse 3–4 Morgen Grundeigenthum hat. Der Güterbesitz auf angrenzenden Markungen ist nicht von Bedeutung.

Die sehr ausgedehnte Gemeindemarkung, von der ein ziemlich

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 364. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0364.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)