Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

anlehnt, ist im Jahr 1825 von der Gemeinde angekauft und zu seinem gegenwärtigen Zweck eingerichtet worden; es enthält ein Schulzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und ein Zimmer für den Gemeinderath. Ferner bestehen 3 öffentliche Back- und Waschhäuser und ein Farrenhaus.

Gutes Trinkwasser, das 7 laufende Brunnen liefern, ist hinreichend vorhanden, überdieß fließt der Neckar an dem Ort vorüber und erhält auf der Markung einen namhaften Zufluß durch die Eschach; letztere tritt zuweilen aus und verursacht Schaden auf den zunächst gelegenen Wiesen. Auf den sogen. Brühlwiesen liegt ein kleiner See, Gumpen genannt, der seinen Abfluß in den Neckar hat. Auch die Markung ist reich an Quellen, besonders im Ort selbst, die unbenützt ebenfalls ihr Wasser dem Neckar zusenden. Durch den Ort führt die Rottweil–Schwenninger Landstraße und überdieß ist eine Vicinalstraße nach Hausen o. R. angelegt. Über die Eschach führt eine große von dem Staat zu unterhaltende hölzerne Brücke und über den Neckar eine kleine, der Gemeinde gehörige.

Die Einwohner, welche körperlich nicht besonders kräftig sind, selten ein Alter von 80 und mehr Jahren erreichen und unter denen sich überdieß mehrere Cretinen befinden, nähren sich hauptsächlich von Feldbau und Viehzucht; auch die Gewerbe sind von Belang, namentlich geben die zwei Baumwollenwebereien von Benzig viele Gelegenheit zu Arbeit und Verdienst. Die beiden Fabriken beschäftigen etwa 200 Personen; die Niederlage der Fabrikate befindet sich in Rottweil. Überdieß sind die nöthigsten Handwerker vertreten, von denen die Maurer und Zimmerleute auch nach außen arbeiten. Zwei Schildwirthschaften, worunter eine mit Dampfbrennerei, und 2 Kramläden sind im Ort. Die Vermögensverhältnisse sind ziemlich befriedigend; die vermöglichsten Bürger besitzen 60–70 Morgen und die mittelbegüterten 20–25 Morgen Grundeigenthum, die minder bemittelte Klasse 2 Morgen Allmanden. Übrigens liegt mindestens die Hälfte (etwa 200 Morgen) der Güter auf Rottweiler Markung, von der das Besteuerungs- und das Weiderecht der Stadt Rottweil zusteht. Unterstützung von Seiten der Gemeinde erhalten gegenwärtig 2 Personen.

Die kleine hügelige, von den Thälern des Neckars, der Eschach und mehreren Seitenthälchen durchfurchte Markung hat im allgemeinen einen fruchtbaren, etwas schwer zu bebauenden Boden, der theils aus den steinreichen Zersetzungen der Lettenkohlengruppe, theils aus diluvialen, mit Geschieben gemengten Gebilden besteht und dem Dinkelbau besonders günstig ist. Mehrere Steinbrüche im Muschelkalkdolomit und Hauptmuschelkalk bestehen; ein Tuffsteinbruch, der

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 352. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0352.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)