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sich mit späten Mostsorten (vorherrschend Luiken) beschäftigt und kaum das örtliche Bedürfniß an Obst liefert. Die Jungstämme werden meist aus der Gemeindebaumschule bezogen.

Die Gemeinde besitzt 410 Morgen Nadelwaldungen, deren jährlicher in 90 Klaftern und 600 Stück Wellen bestehender Ertrag um etwa 1000 fl. verkauft wird und in die Gemeindekasse fließt. Außer dieser Einnahme bezieht die Gemeinde aus etwa 40 Morgen eigentlicher Weide nebst der Brach- und Stoppelweide eine Pachtsumme von 700 fl., dann 500 fl. aus der Pferchnutzung und aus Allmanden 846 fl.; auch erhält von den 140 Bürgern jeder 31/8 Morgen Allmanden zur Benützung.

Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde von keinem Belang, dagegen die des Rindviehs im guten Zustande; es wird die Simmenthaler Race gehalten und durch 3 Zuchtstiere von gleicher Rasse zu unterhalten und zu verbessern gesucht. Der Handel mit Rindvieh auf benachbarten Märkten ist sehr namhaft. Den Sommer über läßt ein fremder Schäfer etwa 200 St. Bastardschafe, (meist Hämmel) auf der Markung laufen. Schweine (halbenglische Rasse) werden sehr viele von außen eingeführt und theils für’s Haus, hauptsächlich aber zum Verkauf aufgemästet. Auch die Zucht des Geflügels, namentlich der Gänse, ist von Bedeutung.

Von Spuren aus früher Vorzeit nennen wir die zunächst (westlich) am Ort vorbeiführende Römerstraße, die „alte Straße“ geheißen, von Rottweil nach Sulz; an ihr stand etwa Stunde nördlich vom Ort an dem Übergang über das Füllbachthälchen ein römischer Wohnplatz, von dem man schon öfter sichtliche Spuren aufgefunden hat und immer noch findet. Auf dem 1/2 Stunde südöstlich gelegenen „Klosterbühl“, von dem man eine sehr schöne Aussicht an den Schwarzwald, an den Plettenberg und über die liebliche nächste Umgegend genießt, ist man auf die Grundmauern eines ansehnlichen römischen Gebäudes gestoßen und gegenwärtig finden sich auf dieser Stelle in seltener Menge römische Ziegel, Bruchstücke von römischen Gefäßen, namentlich Amphoren, Heizröhren (tubuli) etc., die ein hier gestandenes römisches Gebäude genügend nachweisen.

Ein alter Weg, der vom Ort nach Gößlingen führt, wird das „Todtenwegle“ genannt, weil früher die Verstorbenen nach Gößlingen beerdigt wurden, wohin Böhringen eingepfarrt war. Das Todtenwegle führt über eine kleine Einteichung, welche der „Schelmengraben“ genannt wird.

Zu der Gemeinde gehört eine Mühle (s. oben).

Im J. 1312 kommt Hans der Vogt von B. als zimmerischer Vasall vor (Ruckgaber, Zimmern 56). Peter der Vogt von B.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 343. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0343.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)