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der mitten durch den Ort fließenden Schlichem berührt; der vielgekrümmte Bach tritt nicht selten aus und verursacht Schaden an Häusern und Feldern.

Vicinalstraßen nach Rottweil, Rosenfeld, Sulz und Oberndorf sichern dem Ort seinen Verkehr mit der Umgegend. Eine hölzerne Brücke und 3 Stege sind über die Schlichem angelegt und von der Gemeinde zu unterhalten. Die sehr fleißigen und meist geordneten Einwohner finden ihre Haupterwerbsquellen in Feldbau und Viehzucht; die Gewerbe beschränken sich auf die gewöhnlichen Handwerke, und den Winter über beschäftigen sich 30–40 jüngere weibliche Personen mit Holz- und Strohflechterei. Eine Sägmühle, 2 Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei, und 2 Kramläden sind vorhanden. Eine Mühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang liegt an der Schlichem, 3/8 Stunden südwestlich vom Ort. Die Vermögensverhältnisse sind nicht besonders günstig; der vermöglichste Bürger besitzt 80 Morgen Feld und 15 Morgen Wald, der Mittelbegüterte 25 Morgen Feld und 2 Morgen Wald, und die ärmere Klasse 2/8 Morgen Grundeigenthum; 10–12 Personen erhalten gegenwärtig Unterstützung von Seiten der Gemeinde.

Die ziemlich große Markung besteht aus einem hügeligen Vorland der Keuperterrasse und theilweise aus der Keuperterrasse selbst, welch’ letztere jedoch meist nur für den Waldbau benützt wird, während das Vorland durchgängig dem Feldbau dient. Den Boden bilden theils ein fruchtbarer Lehm, größtentheils aber ein mittelfruchtbarer etwas schwerer Thon (Zersetzung des Gipsmergels), und an der Terrasse die thonigen und sandigen Verwitterungen der übrigen Keuperschichten. Die klimatischen Verhältnisse sind mehr rauh als mild zu nennen; Frühlingsfröste und Hagelschlag kommen nicht selten vor.

Bei dem fleißigen Betrieb der Landwirthschaft ist der Brabanter- und Wendepflug, wie auch die Walze, im Gebrauch und zur Besserung des Bodens verwendet man neben den in gut angelegten Düngerstätten fleißig gesammelten gewöhnlichen Düngungsmitteln und dem Pferch auch Gips, Kompost und Dungsalz. Zum Anbau kommen die gewöhnlichen Getreidearten, von denen der Dinkel am besten gedeiht, ferner Futterkräuter (dreibl. Klee, Luzerne, Esparsette, Futterwicken), Kartoffeln und in neuerer Zeit etwas Hopfen. Von den Getreideerzeugnissen können jährlich etwa 1000 Scheffel Dinkel, 200 Scheff. Gerste, 300 Scheff. Haber und 100 Scheff. Weizen nach außen abgesetzt werden. Der ausgedehnte Wiesenbau liefert sehr gutes Futter, das mit geringer Ausnahme im Ort verbraucht wird. Von wenig Bedeutung ist die Obstzucht, welche

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 342. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0342.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)