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übernachtete Herzog Ulrich hierselbst den 14. März 1525 (s. ob. S. 248). – Der 30jährige Krieg brachte viel Elend über das Kloster: die Äbtissin floh in die Stadt Rottweil und den 12. Okt. 1632 plünderten württembergische Truppen das Kloster völlig aus; im. J. 1638 wurde bei dem kläglichen Zustande des Klosters ein großer Theil der Angehörigen entlassen und zog in die Schweiz, die Äbtissin und der zurückgebliebene Theil des Convents suchte in Rottweil Schutz, kehrte aber 1639 wieder ins Kloster zurück; am 24. Juli 1643 schlug der französische General Guebriant bei der Belagerung Rottweils hier sein Hauptquartier auf; als seine Armee vor den nachrückenden Bayern abziehen mußte, zündete sie am 25. Nov. das Kloster an allen Ecken an und machte es zu einem Schutthaufen, im Okt. 1646 scheint nur der Neubau der nothwendigsten Gebäulichkeiten vollendet gewesen zu sein, da damals ziemlich viele Frauen aus der Schweiz zurückkehrten. Allein zu dem Kriegsungemach kam noch das weitere, daß die Äbtissin Margarethe eine verschwenderische, ungeordnete und leichtsinnige Person war, so daß sie am 11. Jan. 1650 ex delicto infamiae abgesetzt wurde. Ihre 3. Nachfolgerin Ursula Scherler (s. oben) wurde während ihrer 29jährigen Regierung die Wiederherstellerin des Klosters. Die in drei Jahren vollendete Kirche weihte der Constanzer Bischof am 27. Juli 1664 feierlich zu Ehren der Himmelfahrt Mariä und der Apostelfürsten ein; am 13. April 1665 wurde der Grundstein zum neuen Kloster gelegt, das nach vierjähriger Bauzeit am 20. Jan. 1669 bezogen wurde. Nicht nur der ökonomische Wohlstand hob sich wieder unter dieser klugen Äbtissin, sondern auch der klösterliche Geist, die Disciplin und Frömmigkeit kehrte wieder. Im J. 1688 bezog am 26. Nov. ein französisches Corps hier Nachtquartier; in den Jahren 1688, 1704, 1707 und 1713 mußte die Äbtissin wegen Feindesgefahr fliehen; am 18. Okt. 1796 schlug sich der Marschall Vandamme in der Nähe des Klosters mit den Österreichern und warf sie siegreich zurück. Nach den an den Lüneviller Frieden sich anschließenden Verhandlungen sollten der Graf von Löwenhaupt und die Erben des Barons von Dietrich für die verlorenen linksrheinischen Besitzungen durch Rottenmünster entschädigt werden (vergl. Allg. Zeitung von 1802 Nro. 240), allein an ihre Stelle trat Württemberg, das im R.-Dep.-Hauptschluß vom 25. Febr. 1803 die Ausbezahlung gewisser Renten dafür übernahm und zu gleicher Zeit, wie zu Rottweil, wurde den 17. Okt. 1802 durch den württ. Commissär Weckherlin auch hier Besitz ergriffen und die Huldigung eingenommen. Der Convent durfte zwar beisammen bleiben, die Einzelnen erhielten jedoch die Freiheit, in ihre Heimath abzuziehen,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 334. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0334.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)