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fünf Lehrer. Sie blühte besonders in der ersten Zeit des 16. Jahrhunderts unter Rubellus (s. oben S. 208). Allein die Schulfonds waren klein und es fehlte deßhalb längere Zeit an tüchtigen Schulmännern, daher sich im J. 1630 die Dominikaner gegen eine mäßige Remuneration die Anstalt zu übernehmen und neu zu organisiren erboten. Sie wurde nunmehr zu einem eigentlichen Gymnasium erweitert und mit 3 Professoren, 3 Präceptoren und 2 lateinischen Schulmeistern besetzt. In den schweren Zeiten des 30jährigen Krieges sah sich jedoch der Magistrat im J. 1638 genöthigt, das Gymnasium wieder eingehen zu lassen und nur eine lateinische Schule beizubehalten. Mit der Gründung des Jesuitencollegiums allhier am 14. Nov. 1652 erfolgte aber auch die Wiedereröffnung des Gymnasiums. Dasselbe erhielt jetzt 3 obere und 3 untere Klassen, wurde aus dem alten Schulgebäude (der ehemaligen Herrenstube, dem jetzigen evangelischen Pfarrhof) in das 1717–1722 erbaute neue Gymnasialgebäude verlegt. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens wurde, was von den Kapellgütern außer dem Gebrauch für Kirche und Gottesdienst übrig blieb, nebst den vorhandenen Jesuitengütern und Gefällen zum ferneren Unterhalt der Studienanstalt und ihrer Lehrer stiftungsweise angewiesen, die Anstalt selbst unter die Oberaufsicht einer Studiendirektion aus dem Magistrat gestellt, und es vergingen zwei volle Jahrzehnte ohne einige Veränderung, abgesehen von dem Wechsel in der Person der Lehrer.

In den Jahren 1796–98 bekam das Gymnasium eine Reform, durch welche namentlich der Unterricht in den theologischen Fächern eine weitere Ausdehnung erhielt. Im J. 1812 jedoch wurde die theologische Fakultät nach Ellwangen versetzt, und seitdem besteht die Anstalt als Ober- und Unter-Gymnasium auch zur Vorbereitung auf das akademische Studium. Durch eine Übereinkunft vom 18. Juni 1834 wurden die Kosten der Unterhaltung des Gymnasiums auf Grundlage eines Normaletats von der Staatskasse übernommen, wogegen die Stadt den sog. Kapellen- und Studienfonds in Verwaltung und Nutznießung behielt, dafür aber auch den Aufwand auf die Kapellenkirche und die Besorgung des Gottesdienstes in derselben, sowie einen Zuschuß von jährlichen 3300 fl. für das Gymnasium und die Unterhaltung, bezw. neue Einrichtung der für dasselbe erforderlichen, in ihrem Eigenthum befindlichen Gebäude (zunächst aus dem Kapellen- und Studienfonds) zu übernehmen hatte.

Das deutsche Schulwesen hatte sich zu R. wie auch sonst in früherer Zeit keiner besonderen Blüthe zu erfreuen. Erst nach der Mitte des 16. Jahrhunderts wandte man demselben größere Sorgfalt zu: im J. 1567 wurde eine eigene Schulordnung erlassen, die sich jedoch mehr

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0294.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)