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Kirchliches, Wohlthätigkeits- und Bildungs-Anstalten.

Hinsichtlich der obrigkeitlichen Aufsicht in Beziehung auf die Aufrechterhaltung des gesetzlichen Gottesdienstes ist zu erwähnen die im J. 1618 erneuerte Kirchenordnung, welche seit dieser Zeit mit den übrigen Geboten und Verboten jedesmal bei den Jahrgerichten vorgelesen wurde. Dieselbe enthielt Vorschriften über den regelmäßigen Besuch des Gottesdienstes (jeder Hausvater und jede Hausmutter sollten am Samstag und an anderen heiligen Abenden in die Vesper gehen, oder sonst ihr Gebet in ihren Häusern mit rechter Andacht verrichten, an Sonntagen und gebotenen Feiertagen, auch anderen gewöhnlichen angesagten Bettagen und Kreuzgängen sollte Jedermann sich zum Gottesdienst verfügen), über den Besuch der Kinderlehre, Sonntagsheiligung u. s. w.

Was einzelne kirchliche Institute betrifft, so ist es durch gleichzeitige Dokumente nicht nachweisbar daß die Heiligkreuzkirche, die Hauptkirche der Stadt, schon im J. 1121 von Bischof Ulrich von Constanz eingeweiht worden (Ruckgaber 2a, 317); allein urkundlich werden aufgeführt im J. 1240 ein plebanus de Rotwil in einer Urkunde des Bischofs Heinrich von Constanz, im J. 1258 ein Wer. plebanus und Ber. vicarius in Rotwil in einer kl. Offenhauser Urkunde, vielleicht dieselbe Person, wie der Berh. de Rotwil in einer gräflich zollerischen Urkunde vom 8. Okt. 1266, den 30. Dec. 1281 der Pfarr-Rektor Hugo dictus de Luphen als Siegler bei einem Verkaufe von Gütern zu Göllsdorf, derselbe auch im J. 1307 (Glatz Regg. 16), in den J. 1308–10 ein hiesiger Dekan Dietrich, 1316 Konrad Rüde, Diakonus allhier, 1328 Albrecht von Rüti, Domherr zu Augsburg, Pfarr-Rektor dahier, 1337–39 Peter von Rüti, Kirchherr zu Rottweil, Sohn Peters von Rüti (Crusius 2, 234), 1339 der Pfarrer und seine Kapläne (Vrgl. Wirt. Urkb. 3, 448; Neugart Codex Dipl. 2, 229; Mon. Zoller. 1, 83).

Diese Kirche war, der geschichtlichen Entwicklung der Stadt im allgemeinen entsprechend, eine Tochterkirche der Altstädter Pelagiuskirche (s. u.), die Zeit ihrer Trennung von der letzteren ist jedoch nicht genauer bekannt. Als ihre Patrone erscheinen daher auch, jenem Verhältniß entsprechend, im Jahre 1307 Herzog Konrad von Urslingen (Ruckgaber 2a, 214), im J. 1339 die 3 Gebr. von Rüti: Peter, Pfarr-Rektor, Renher und Johannes, im J. 1363 Volmar von Neuneck, genannt Spiser (P. Urban V. bestätigte den 9. Juli d. J. den von ihm dem Bischof von Constanz verspätet

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0274.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)