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sich zu bewaffnen und zu streifen, Mirabeau zog jedoch nach kurzer Zeit weiter. Dafür kamen am 19. Okt. d. J. die Schaaren des Prinzen von Conde und quartierten sich zu Dauchingen, Dunningen und Zimmern ein, wo sie bis zum März 1793 blieben. (Auch Schwenningen hatten sie besetzt, mußten es aber nach wenigen Tagen auf Befehl des Herzogs Karl von Württemberg wieder räumen.) Im J. 1794 wurde zu Rottweil ein Kreis-Militärspital errichtet, das der Stadt mancherlei Beschwerden verursachte und im J. 1796 nach dem Rheinübergang des französischen Generals Moreau mit Kranken und Verwundeten so überfüllt wurde, daß man einen Theil desselben nach Deißlingen und Irslingen verlegen mußte. Am 28. Juni d. J. traf die ganze Wagenburg der Reichsarmee in Rottweil ein, besetzte den sogen. Bollershof, zog aber schnell weiter. Nach dem Waffenstillstandsvertrag mit Moreau vom 27.–30. Juli mußte die Stadt an den dem schwäbischen Kreise auferlegten 10.648.875 fl. Kontribution an Geld und Naturalien an Geld allein 53.223 fl. 48 kr. 3 hl. zahlen, und die Naturallieferungen scheinen noch mehr betragen zu haben. Beim Rückzug der Franzosen im Herbst d. J. litt das Gebiet von Rottweil wieder sehr, da Vandamme die Österreicher nach einem lebhaften Gefechte bei Rottenmünster den 9. Okt. aus Rottweil vertrieb und dasselbe plünderte, bis der österreichische General Nauendorf die Franzosen wieder verjagt. Die Stadt, welche in dieser Zeit auch durch einige starke Feuersbrünste in ihr selbst und auf dem Lande beschädigt wurde, mußte in ihrer Geldnoth im J. 1796 den Hochwald verkaufen, denn der öffentliche Schaden seit dem J. 1793 betrug die bedeutende Summe von 793.256 fl., wobei die den öffentlichen Kassen sowohl als dem Privatmann zugefallenen Unkosten bei den fortwährenden Durchmärschen und Einquartierungen von Freundes- und Feindesvölkern, die Vorspanns- und Fuhrwesensleistungen, die sich über eine Tonne Goldes erstreckt haben sollen, nicht mitgezählt sind. 1

Im Frühjahre 1799 kamen die Franzosen von Neuem nach Schwenningen und Rottenmünster, den 27. März erschienen in Rottweil selbst die Generale Soult und St. Cyr, ihre Truppen besetzten Schwenningen, Lauffen und Schömberg, allein aus letzterer Stadt wurden ihre Vorposten am 29. d. M. durch österreichische Truppen verdrängt, und im April zogen sie überhaupt beim Herannahen der Österreicher ab, ehe noch die starken von General Jourdan ausgeschriebenen Lieferungen geleistet worden waren. Beim neuen Vordringen der Franzosen unter General Moreau im J. 1800 blieb Rottweil von ihrem Besuche zwar verschont, mußte aber zu der dem

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0255.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)